Per Masterplan zum Klimaschutz

Pariser Klimaabkommen, EU Green Deal, verschärftes Klimaschutzgesetz in Deutschland seit Juni 2021: Europa soll bis 2050 klimaneutral werden und bis 2030 55 Prozent der Treibhausgase im Vergleich zu 1990 einsparen. Auch Deutschland verlangt Klimaneutralität bis 2050 – und eine Senkung des Treibhausgasausstoßes bis 2030 gar um 65 Prozent gegenüber 1990. Eine große Aufgabe. Auch und vor allem für Unternehmen, insbesondere in der Industrie. Was tun? Ein Gespräch mit Lisa Reehten und Philipp Günther von Bosch Climate Solutions (BCS) – über den Wandel und wie Bosch Unternehmen bei der CO2-Neutralstellung hilft.
Energie sparen, CO2 reduzieren – viele Unternehmen möchten die eigene Klimaneutralstellung voranbringen, fürchten in diesem Zusammenhang aber auch Umsetzungsschwierigkeiten und hohe Kosten. Was entgegnen Sie ihnen?
Lisa Reehten: Nichtstun wird auf jeden Fall teurer. Denn zum einen steigen die Preise für Energie – sprich, wer nichts für seine Energieeffizienz tut, hat perspektivisch höhere Kosten. Zum anderen fordern Kunden und andere Stakeholder von Unternehmen mehr und mehr eine vorzeigbare Klimabilanz. Man wird vielleicht nicht mehr als Lieferant berücksichtigt, wenn man seinen CO2-Fußabdruck nicht verbessert. Insofern ist die Frage gar nicht mehr, ob ein Unternehmen etwas tut, sondern wie es am besten vorgeht und welche Maßnahmen die richtigen sind. Das herauszufinden, dabei helfen wir von BCS.
Philipp Günther: Leider gibt es Klimaschutz nicht umsonst. Aber sich umzustellen, ist möglich und lohnt sich. Klar ist: Wer jetzt investiert, stärkt langfristig seine Wettbewerbsfähigkeit und wird auch seiner Verantwortung gerecht.
Welches Know-how und welche Erfahrungen fließen bei Ihrer Beratung ein?
Lisa Reehten: Unser Wissen kommt aus dem eigenen Konzern. 2020 hat Bosch als erstes großes Industrieunternehmen seine 400 Standorte CO2-neutral gestellt. Wir bringen Expertise aus verschiedenen Industriesparten mit und kennen die länderspezifischen Rahmenbedingungen für den Klimaschutz. Unser Signal: Wenn ein Industrieunternehmen wie Bosch die CO2-Neutralstellung schafft, dann kann sie jedes Unternehmen schaffen.
Philipp Günther: Unsere eigenen Klimaschutzaktivitäten haben bei vielen Unternehmen Interesse geweckt: Wie macht Bosch das? Wir merkten, da ist ein großer Informationsbedarf. Und so geben wir unsere Erfahrungen heute gezielt an andere weiter. Als unabhängige Beratungssparte innerhalb des Konzerns multipliziert BCS das globale Bosch Know-how in den Markt und stellt es anderen Unternehmen zur Verfügung
Wie genau gehen Sie hier vor?
Lisa Reehten: Gemeinsam mit dem Kunden erarbeiten wir in vier bis sechs Wochen einen Klimaschutzmasterplan. Erster Schritt ist dabei die Analyse, wo das Unternehmen hinsichtlich seiner Energieverbräuche und CO2-Emissionen aktuell steht. Im zweiten Schritt werden auf dieser Basis die Einsparpotenziale identifiziert und verschiedene exakt auf das Unternehmen zugeschnittene Szenarien für eine Umsetzung entwickelt. Um die eigene Klimaneutralstellung zu erreichen, hat Bosch vier Hebel angewendet. Und diese nutzen wir auch für unsere Kunden: Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz, die Versorgung mit regenerativen Energien, Bezug von Ökostrom und Kompensationsmaßnahmen zum Ausgleich nicht vermeidbarer CO2-Emissionen. In welcher Weise welche Hebel in Bewegung gesetzt werden, ist von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich.
Philipp Günther: Wichtig ist herauszufinden: Welche Maßnahmen haben die größte Wirkung, worauf liegt der Fokus? In welcher Zeit kann zu welchen Kosten was erreicht werden? Dafür bekommt der Kunde von uns eine Analyse, die alles exakt visualisiert. Wir schaffen Transparenz – und damit einen Erkenntnisgewinn. Viele unserer Kunden staunen: Wow, das war uns nicht klar, so haben wir das noch nie gesehen. Ein Aha-Effekt, der dazu führt, dass das Unternehmen nach unserer Beratung weiß, was zu tun ist – und entscheiden kann.
Lisa Reehten: Für den einen mag schon die E-Flotte oder der Bezug von Ökostrom viel bringen, im anderen Fall müssen vielleicht komplexe Prozesse in der Produktion optimiert werden. Dafür gibt es keine Blaupause, das Vorgehen ist immer individuell. Je nachdem auch, wie viel der Kunde investieren kann und mit wie viel Zeit und Manpower er plant, sieht sein Weg anders aus. Er erhält dafür von uns ein detailliertes Konzept.
Hilft Bosch dann auch bei der Umsetzung?
Philipp Günther: Wenn der Kunde das möchte, können wir auch hier weitere Unterstützung bieten. Bosch hat im Rahmen der Klimaneutralstellung über 1000 Energieeffizienzprojekte in seinen Werken und an den Standorten realisiert. Auf diese Expertise können wir zurückgreifen. Außerdem bieten wir als Unternehmen ein großes Angebot, welches von nachhaltigen Energieversorgungslösungen und intelligentem Energiemanagement bis hin zur effizienten Steuerung von Klimatisierung oder Licht durch Gebäudeautomation reicht.
Lisa Reehten: Wir unterstützen auch beim Controlling der Aktivitäten und bilden für den Kunden die Wirkung seiner Klimaschutzaktivitäten in Kennzahlen ab. Dies ist für die weitere Planung von Maßnahmen hilfreich und dient auch der Darstellung nach innen und außen.
Wie sorgt Ihr Team dafür, dass sich der Kunde optimal beraten fühlt und hundertprozentig zufrieden ist?
Lisa Reehten Wir sind ein agiles Team mit Mitarbeitern, die aus verschiedenen strategischen und operativen Funktionen bei Bosch ihre Erfahrungen in die Projekte einfließen lassen. Es ist ungemein hilfreich, den Kunden nicht nur aus der Perspektive der Beratung zu begegnen.
Philipp Günther: Und wir arbeiten hybrid. Natürlich gehören Vor-Ort-Termine und Werksbesichtigungen zu einem Beratungsprojekt. Aber daneben schalten wir uns auch online mit unseren Kunden sowie den Experten bei uns im Konzern zusammen. Unser Ansatz ist digital und datenbasiert, was bei unseren Kunden sehr gut ankommt. Rund 60 Prozent kommen nach dem ersten Projekt wieder, lassen sich langfristig begleiten.

Welche Kunden setzen bereits auf die Expertise von BCS, um CO2-neutral zu werden?
Philipp Günther: Das Sanitärunternehmen Hansgrohe etwa unterstützen wir seit zwei Jahren bei seinem „Go Green“-Prozess. Auch der Hochtechnologiehersteller Trumpf, der Automobilzulieferer Mahle und der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim zählen zu den Referenzen. An die 20 Kunden haben wir im Portfolio. Vom produzierenden Mittelständler bis zum Industriekonzern – unser Know-how steht jedem offen.
Gibt es Herausforderungen, denen Sie immer wieder begegnen?
Philipp Günther: Zentrales Stichwort: Awareness. Im Unternehmen muss ein Bewusstsein dafür entstehen, dass Klimaschutz gut und richtig ist. Das Thema im Unternehmen tief zu verankern, in der Strategie, in den Unternehmenswerten, darum geht es. Die Veränderung voranzubringen, sollte als Managementaufgabe verstanden werden. Hier ist ein ganzheitlicher Ansatz auch von Bedeutung. Es bringt nichts, nur an einer Stellschraube zu drehen. Vielmehr ist das Zusammenspiel aller Faktoren zu sehen, Maßnahmen sind aufeinander abzustimmen.
Lisa Reehten: Das Ganze als Transformationsprozess zu verstehen, ist auch wichtig. Zur Klimaneutralität kommt man in Schritten. Es ist eine Reise, auf die möglichst alle im Unternehmen mitgenommen werden. Ein weiterer Aspekt: Wir wollen vermitteln, dass Ökologie und Ökonomie sich nicht widersprechen, sondern im Gegenteil Maßnahmen für den Klimaschutz wirtschaftlich sein können. All die genannten Punkte machen unsere Arbeit sehr spannend.
Ihre Aufgabe ist sehr sinnhaft und zukunftsgerichtet. Was begeistert Sie daran noch?
Lisa Reehten Mit dem Kunden gemeinsam in den Prozess der Veränderung zu gehen, hat eine unglaubliche Dynamik. Und zwar egal, wo das Unternehmen steht. Manche sind ja schon ganz weit, haben längst Maßnahmen ergriffen und wollen diese nun weiter optimieren. Andere befinden sich noch ganz am Anfang und müssen an die Hand genommen werden. In jedem Fall ist es faszinierend, mitzugestalten. Weil es einfach so eine positive Aufgabe ist.
Philipp Günther: Der gegenseitige Austausch ist großartig. Wir nehmen als Berater aus jedem Kundenkontakt etwas mit. Es ist ein permanentes Lernen. Was gibt es Schöneres? Auch wir von BCS entwickeln uns so mit jedem Projekt weiter, werden immer besser.
Die Interviewpartner:

Nach ihrem Bachelor-Abschluss in „International Business Management" begann Lisa Reehten ihre Karriere 2012 bei IBM. Hier war sie zunächst im Vertrieb tätig, arbeitete mit Cloud Start-Ups sowie Unternehmen der Elektronik, Automobil- und Fertigungsindustrie. Dabei vertiefte sie ihr Know-how im Bereich IT, was sie 2017 ins Cybersecurity-Team von IBM brachte. 2021 wechselte sie zur Bosch Gruppe – stieg als Senior Partner bei Bosch Climate Solutions ein und ist seit Anfang 2022 verantwortlich für diese Einheit. Sie macht einen Master in Nachhaltigkeit und Zukunftstrends und ist ein großer Fan von Mentoring, Netzwerken und Social Media.
Philipp Günther hat unter anderem „Economics & Political Sciences“ mit dem Schwerpunkt Lateinamerika studiert. Nach ersten Stationen etwa bei der Deutschen Bank und DaimlerChrysler war er in der Industriemarktforschung und im internationalen Vertrieb eines Mittelständlers tätig, bevor er 2011 zu Bosch kam. Insgesamt acht Jahre hat er für Bosch im Ausland gearbeitet, vier Jahre bei Bosch Termotecnologia in Brasilien. Von dort kam er nach Deutschland zurück, wo er momentan bei Bosch Climate Solutions die Aufgabe eines Senior Consultants innehat. Hier bringt er seine breite Expertise in Business Development, Erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit ein und berät externe Kunden zu Klimaschutz und CO2-Reduzierung.

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