Zum Hauptinhalt springen
Bosch Energy and Building Solutions Deutschland
Interview mit Dirk Neumayer

„Ich schätze sehr, dass Bosch Climate Solutions hands-on und mittelstandsorientiert ist.“

Dirk Neumayer, Geschäftsführer der Richard Neumayer GmbH, Portrait

Im Interview erläutert Dirk Neumayer, Geschäftsführer der Richard Neumayer GmbH, wie für ihn Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit zusammenpassen und warum Partner wie Bosch Climate Solutions die nötige Orientierung bieten.

2024 war ein erfolgreiches Jahr für die Richard Neumayer GmbH. Erst die TOP 100-Auszeichnung für „Innovationserfolg“ und „innovationsförderndes Top-Management“, dann wurde Ihr Unternehmen auch für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis nominiert. Was bedeutet Ihnen das?

Dirk Neumayer: Ein Vorreiter in unserer energieintensiven Branche zu sein, macht mich sehr stolz. Die Aufmerksamkeit erhielten wir für unser Engagement im Klimaschutz. Daran arbeiten wir seit vielen Jahren intensiv. Ein wichtiger Schritt war die Verpflichtung auf die Science-Based-Targets Initiative (SBTi), womit die Ziele für Scope 1, 2 und 3 verbunden sind. Bei der Reduktion unserer eigenen Emissionen sind wir bereits sehr erfolgreich, außerdem achten wir stark darauf, den CO2-Fußabdruck in der vor- und nachgelagerten Lieferkette zu verringern.

 

Doch Sie haben weitere Ziele und arbeiten deshalb mit Bosch Climate Solutions zusammen.

Dirk Neumayer: Klimaschutz beschäftigt mich seit meiner Jugend. Mir war damals schon klar, ich möchte später etwas machen, das dem Erhalt unseres lebensfreundlichen Planeten dient. Bei einer Klimakonferenz tauschte ich mich mit der Härtha Group aus, einem führenden Dienstleister für Wärmebehandlungsverfahren und Beschichtungslösungen. Hierüber kam die Empfehlung für Bosch Climate Solutions. Wir arbeiten seit Ende 2022 zusammen und entwickeln eine Klimastrategie für unser Unternehmen. Außerdem schaffen wir die Grundlagen für die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), der neuen EU-Richtlinie zur Unternehmens-Nachhaltigkeitsberichterstattung. Ich schätze sehr, dass Bosch Climate Solutions hands-on und mittelstandsorientiert ist. Also pragmatisch im Miteinander und ohne uns mit Dingen zu überfrachten, die an unserer Realität vorbeigehen. Das passt einfach.

 

Was motiviert Sie, Ihr Unternehmen nachhaltiger zu gestalten?

Dirk Neumayer: In meiner Jugend haben mich Ereignisse wie die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl und das Waldsterben im Schwarzwald stark geprägt. In der Schule haben mir Lehrer die Ergebnisse des Club of Rome und damit ein Bewusstsein für die Endlichkeit von Ressourcen nähergebracht. Ich habe aber auch erlebt, dass technische Entwicklungen helfen können, als beispielsweise Benzin entschwefelt wurde und die Wälder sich vom sauren Regen erholten. Meine Erkenntnis war: Klimaschutz läuft auch über Innovation. Das hat mich unter anderem zu meinem Physikstudium geführt.

 

Nach dem Studium sind Sie in das Familienunternehmen eingestiegen.

Dirk Neumayer: Das war 2011. Sechs Jahre später übernahm ich in fünfter Generation dann die Geschäftsführung. Anfangs konnte ich kaum glauben, wie viel Energie und Erdgas wir verbrauchen. Aber genau das habe ich dann als Chance gesehen. Mit so einem energieintensiven Unternehmen hat man das Potenzial, viele Ressourcen einzusparen.

 

Was haben Sie bislang erreicht?

Dirk Neumayer: Wir haben die Material- und Energieeffizienz stark vorangetrieben und die Schmiede- und Bearbeitungsprozesse auf smarte Arbeitsabläufe umgestellt. So läuft die Wärmebehandlung über Controlled Cooling. Statt die Metallteile nach der Umformung erst abzukühlen und dann für die Weiterverarbeitung wieder aufzuheizen, lassen wir sie in einem isolierten Behälter kontrolliert abkühlen. Controlled Cooling ist aus meiner Sicht ein Gamechanger. Es revolutioniert die Stahlverarbeitung, da es effiziente und gleichzeitig nachhaltigere Schmiedeprozesse ermöglicht. Auch nutzen wir kaum noch Gas. Wir waren meines Wissens die erste große Schmiede, die die Stromversorgung auf Ökostrom umgestellt hat. Unsere Prozesse laufen überwiegend elektrisch. Wir erzeugen auch selbst Strom über eigene Windenergie- und PV-Anlagen. Diese Ansätze haben auch einen Kostenvorteil und steigern unsere Wettbewerbsfähigkeit.

 

Die Nachhaltigkeitsberichterstattung ist für Sie demnach nicht nur eine Aufgabe, die erledigt werden muss?

Dirk Neumayer: Genau. Zuvor habe ich das Thema CO2-Einsparung eher aus der Sicht als Physiker betrachtet, also wirksam die Emission von Treibhausgasen zu reduzieren. Mit der SBTi-Selbstverpflichtung hat sich der Blick auf die Lieferketten geweitet. Und mit der CSRD-Berichterstattung nehmen wir nun ein neues Level in Angriff. Wir überführen unsere Maßnahmen in eine Strategie und in ein Nachhaltigkeitsmanagement. Das bedeutet, dass wir künftig regelmäßig über unsere Fortschritte Bericht erstatten. Nachhaltigkeit ist Teil unserer Unternehmensmission.

 

Weshalb ist es wichtig, einen Partner wie Bosch Climate Solutions an der Seite zu haben?

Dirk Neumayer: Weil wir es richtig machen wollen. Klar, es gibt Leitfäden oder E-Books und man kann sich vornehmen, alles selbst zu erarbeiten. Aber dann weiß ich noch lange nicht, ob ich es auch korrekt mache. Bosch Climate Solutions gibt uns durch die Erfahrung eine große Sicherheit. Außerdem kommt man mit dieser Unterstützung viel schneller zum Ziel, weil man nicht alles aus dem eigenen Team heraus erarbeiten muss. Unsere Kernkompetenz liegt schließlich woanders. Bei den Themen SBTi, CDP-Reporting und CSRD-Berichterstattung sind die Consultants von Bosch Climate Solutions die Profis.

  • Stahlverarbeitung in der Richard Neumayer GmbH
    Auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit, wurden Material- und Energieeffizienz stark vorangetrieben und die Schmiede- und Bearbeitungsprozesse umgestellt.
  • Stahlverarbeitung in der Richard Neumayer GmbH

Inwiefern mussten Sie Ihre Vorstellungen von einem gesamtheitlichen Reporting anpassen?

Dirk Neumayer: Vor allem den Zeitaufwand habe ich falsch eingeschätzt. Wir haben sechs Monate investiert. Aber es hat sich gelohnt, der Empfehlung von Bosch Climate Solutions zu folgen und eine umfassende Treibhausgasbilanz erstellen zu lassen. Deren Team hat sichergestellt, dass wir alle relevanten Daten zusammentragen, die Datenqualität gut ist und hat uns den Rahmen für die transparente Berichterstattung gesetzt. Neben der Produktion und den Klimadaten werden auch Informationen zur sozialen Verantwortung und zur Qualität der Unternehmensführung systematisch abgefragt. Da brauchten wir Unterstützung und die haben wir bekommen.

 

Wie nutzen Sie heute die gesamten Informationen?

Dirk Neumayer: Mit der Nachhaltigkeitsberichtserstattung erfüllen wir die regulatorischen Anforderungen. Zusätzlich informieren wir auch Kunden, Lieferanten und die Öffentlichkeit über unsere Arbeit. Kunden profitieren von unseren Nachhaltigkeitsaktivitäten bei der Erreichung ihrer eigenen Ziele, für Lieferanten ist nachvollziehbar, warum wir von ihnen Engagement in Sachen Klimaschutz einfordern und wie sich das in der Lieferkette auswirkt. Aber wir profitieren auch intern stark von den Informationen.

 

Inwiefern?

Dirk Neumayer: Ich habe heute einen umfassenden Blick auf das Unternehmen und das System, in dem wir uns bewegen. Also die Lieferketten und die Anforderungen unserer Kunden. Wir verfügen außerdem über detailliertes Wissen zu einzelnen Arbeitsschritten, sehen uns an, was zusätzlich verändert und verbessert werden kann. Wir leiten aus den Informationen Ideen für die Produktgestaltung ab und messen konkrete Nachhaltigkeitsziele. Und wir haben Kenntnis über die blinden Flecken in der Produktion. Zum Beispiel habe ich die CO2-Intensität bei den Sprühmitteln unterschätzt. Sie ist im Vergleich zu unserem gesamten Energieverbrauch zwar gering, aber trotzdem so hoch, dass wir das Thema im Blick behalten wollen. Dank der sauberen Datenbasis können wir die Entwicklung verfolgen und zu einem geeigneten Zeitpunkt Maßnahmen ergreifen.

 

Wie finden Ihre Mitarbeitenden das Engagement?

Dirk Neumayer: Unsere Belegschaft steht voll dahinter. Das liegt sicher auch an der sehr umgänglichen Art von Bosch Climate Solutions. Das Team nimmt die Menschen mit. Beispielsweise durch gemeinsame Workshops zum Thema Klimaschutz. Das ist unheimlich wertvoll und bestärkt alle Mitarbeitenden, auch selbst aktiv zu werden.

 

Haben Sie hierfür ein Beispiel?

Dirk Neumayer: Wir können nicht für alle Teile das Controlled Cooling nutzen, einige werden in Schmiedebehältern abgekühlt. Unsere Auszubildenden haben mit dem Technischen Leiter und dem Schmiedeleiter getüftelt, wie sich diese Abwärme nutzen lässt. Daraus ist ein großer Warmwasserspeicher entstanden, den wir für die Vorwärmung von Prozessmedien nutzen. Im Winter heizen wir damit auch unser Bürogebäude und eine Produktionshalle. Ich finde es genial, dass unsere Azubis gemeinsam auf diese Idee gekommen sind. Sie sind stolz darauf und identifizieren sich mit dem Thema.

Wir werden nicht mehr nur als Zulieferer für die Automobilindustrie wahrgenommen, sondern als Innovationspartner.

Das zeugt von einem starken Bewusstsein für den Schutz von Ressourcen.

Dirk Neumayer: Das Energie- und Ressourcenmanagement ist Teil des Klimaschutzmanagements. Auch wenn wir zu 100 Prozent Ökostrom nutzen, müssen und wollen wir unseren Energieverbrauch weiter reduzieren, um noch energieeffizienter zu werden. Dank Digitalisierung wissen wir genau, wie viel Energie wir in der Produktion benötigen. Wir berücksichtigen den selbst erzeugten Strom und den Energiebedarf in der Planung, um energieintensive Arbeitsschritte dann zu terminieren, wenn wir viel eigenen Strom zur Verfügung haben. Unsere Mitarbeitenden haben sich in diesem Sommer proaktiv so organisiert, dass beide Schichten den Strom aus unserer Solaranlage so gut wie komplett nutzen können. Auch unsere Kunden schätzen es sehr, wenn wir nachweisen können, dass ihre Teile mit dem Strom aus dieser Solaranlage geschmiedet wurden.

 

Können Sie das näher erläutern?

Dirk Neumayer: In der Fertigung nutzen wir smarte Systemlösungen und analysieren große Datenmengen, die bei den einzelnen Prozessschritten gesammelt werden. Dadurch haben wir die Fertigung in Echtzeit im Blick und sparen Energie. Wir verfügen über viele aussagekräftige Daten. Mit Bosch Climate Solutions haben wir daraus ein strategisch wichtiges Ziel definiert: dass wir mit unserer fundierten Datenbasis den CO2-Fußabdruck produktbezogen berechnen können. Wir sind in der Lage, unseren Kunden die Entwicklung und die Zusammensetzung des CO2-Fußabdrucks darzustellen. Das wiederum hilft dem Kunden bei seiner Berichterstattung.

 

Wie konnte Ihnen Bosch Climate Solutions dabei helfen?

Dirk Neumayer: Uns fehlten etablierte Standards aus unserer Branche. Doch mit den Erfahrungen der Consultants aus dem Bereich Automotive konnten wir unseren „Product Carbon Footprint“ darstellen. Es ist wichtig, in diesem Bereich die höchstmögliche Professionalität und Glaubwürdigkeit zu liefern. Deshalb ist die Zusammenarbeit mit den Expertinnen und Experten wirklich wertvoll.

Hand greift nach Stahlprodukt

Konnten Sie bereits Ihr erstes nachhaltiges Schmiedeteil vorstellen?

Dirk Neumayer: Nicht nur das. Ich kann jetzt exakt aufzeigen, dass die Herstellung auch noch wirtschaftlich ist. Denn wir betrachten Nachhaltigkeit ganzheitlich. Dazu gehört, dass wir unseren selbst gewonnenen Strom bei der Produktion einsetzen und dass wir durch die Nutzung von Restwärme gleichzeitig weniger Energie benötigen. Nachhaltigkeit muss innovativ sein.

 

Kommt die Botschaft bei Ihren Lieferanten und Kunden an?

Dirk Neumayer: Ja. Dass wir das alles darstellen können, beeindruckt viele. Es ist ein gefragtes Thema, durch Innovationen zum Klimaschutz beizutragen. Gleichzeitig stärken wir damit unsere Wettbewerbsfähigkeit. Wir werden jedenfalls nicht mehr nur als Zulieferer für die Automobilindustrie wahrgenommen, sondern als Innovationspartner.

 

Was erwarten Sie von der Zukunft?

Dirk Neumayer: Es wird immer mehr von Lieferanten wie uns gefordert. Auch wir fordern mehr von unseren Lieferanten. Deshalb ist es gut, wenn wir uns gegenseitig inspirieren und auch voranbringen. Das bekommt eine Dynamik und man ist kein Einzelkämpfer mehr, sondern kommt in den Austausch. So haben wir auch die EE-Industrie Initiative mit auf den Weg gebracht, in der sich Unternehmen zusammenschließen, um die Energieversorgung mit Erneuerbaren selbst in die Hand zu nehmen. Wir wollen als sehr energieintensives Unternehmen konsequent unseren Beitrag zum Klimaschutz ausweiten. Eine Welt, die über die 1,5-Grad-Klimaziele hinausgeht, können wir den nachfolgenden Generationen nicht zumuten. Und wir werden es auch schaffen, die Erderwärmung zu begrenzen.

Über das Unternehmen

Außenansicht Gebäude Neumayer

Die Richard Neumayer GmbH ist eines der führenden Unternehmen für Umformtechnik. Mit über 400 Mitarbeitern produzieren die Schwarzwälder Schmiedeteile für den Maschinen- und Anlagenbau sowie die Automobilindustrie. Mehr als jedes zehnte dieser Schmiedeteile ist mittlerweile in Elektrofahrzeugen verbaut. Dirk A. Neumayer ist in fünfter Generation Geschäftsführer des Familienunternehmens. Um ein Gegengewicht zu den energieintensiven Prozessen zu setzen, legt der Physiker einen starken Fokus auf Innovation und Nachhaltigkeit. 2024 wurde die Richard Neumayer GmbH für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie „Metall- und Mineralienverarbeitung“ nominiert.