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Bosch Energy and Building Solutions Deutschland
Sven Sautter

„Bereits heute ins richtige Fahrwasser kommen“

EUROPÄISCHER GREEN DEAL

Sven Sautter
Sind Europas Unternehmen fit für den Green Deal?

JA.

Mit dem passenden Effizienz-Programm.

Interview mit Sven Sautter, verantwortlich für Themen rund um Energieeffizienz und regenerative Energien bei Bosch Energy and Building Solutions in Deutschland

Herr Sautter, der Plan steht: Bis 2050 sollen in Europa keine Netto-Treibhausgasemissionen mehr freigesetzt werden. So sieht es der sogenannte „Green Deal“ der Europäischen Kommission vor. Damit wäre Europa der erste klimaneutrale Kontinent. Was bedeutet das heute bereits für Unternehmen?

Bildlich gesprochen geht es heute bereits darum, das Ruder rumzureißen, um ins richtige Fahrwasser zu kommen. Das schaffen wir auf europäischer Ebene nur alle zusammen. Klima- und umweltpolitische Ziele stehen eben nicht im Widerspruch zu Wachstum. Im Gegenteil. Wer auf neue, umweltfreundliche Technologien setzt, investiert zwar zunächst, entgeht jedoch bei-spielsweise vom kommenden Jahr an CO2-Abgaben. Gerade in herausfordernden Pandemie-Zeiten wie diesen sind Kosten ein bedeutendes Thema. Was jedoch mittelfristig noch wichti-ger ist: Verbraucher und Kunden erwarten umweltfreundliche und CO2-neutrale Produkte. Nachhaltigkeit ist die Pflicht und längst keine Kür mehr. Ökologie und Ökonomie gehen hier Hand in Hand. Der Umwelt geht’s besser – und der Wirtschaft auch.

Wie können Sie Unternehmen auf diesem Weg unterstützen?

Energie- und Ressourceneffizienz sollten in unseren Augen ganzheitlich betrachtet werden. Wir haben bei Bosch in den vergangenen zehn Jahren mehr als 800 Effizienzprojekte in unseren Werken umgesetzt. Mit dem Ziel, sowohl die Effizienz zu steigern, als auch CO2-Emissionen einzusparen. Unsere Erfahrung ist mittlerweile so groß, dass wir sie natürlich auch an unsere Kunden weitergeben möchten. Ausgehend von einem strategischen Ziel unterstützen unsere Experten Unternehmen mit umfassendem Branchen-Know-how. Unser individuell zusammengestelltes Effizienzprogramm enthält Vorschläge für konkrete Optimierungsprojekte, um die CO2-Emissionen langfristig zu senken. Auf Wunsch übernehmen wir die Umsetzung von Einzelmaßnahmen und begleiten Unternehmen über die gesamte Projektlaufzeit. Immer mit dem klaren Ziel vor Augen: Verbesserung von Energieverbrauch und Ressourceneinsatz.

Energieeffizienz

Woher kommt die große Erfahrung von Bosch beim Thema Klimaneutralität?

Noch in diesem Jahr sind bei Bosch mehr als 400 Standorte CO2-neutral. Das Thema Klimaneutralität ist in unserem Hause Chefsache, in meinen Augen ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Darüber hinaus nehmen wir auch den CO2-Fußabdruck unserer Produkte, beschaffter Güter und logistischer Prozesse noch genauer unter die Lupe. Das Klimaziel von Bosch umfasst mehrere Bereiche. Es geht um Energie, die wir selbst erzeugen, und um Energie, die wir für Produktion und Verwaltung beziehen (Scope 1 und 2 gemäß Greenhouse Gas Protocol, GHG). Denn hier können wir unmittelbar beeinflussen, dass die Treibhausgasemissionen sinken – und damit tatsächlich in kurzer Zeit viel bewirken. Für die Stufen der Wertschöpfungskette, die vor- und nachgelagert sind (Scope 3), haben wir uns ebenfalls ein Ziel gesetzt.

Welche Hebel haben die meiste Wirkung?

In Summe hat Bosch, bezogen auf die Klimaziele, vier Hebel definiert: erstens Energieeffizienz steigern, zweitens Versorgung mit regenerativen Energien ausbauen, drittens mehr Grünstrom beziehen, viertens unvermeidbare CO2-Emissionen mit Kompensationsmaßnahmen ausgleichen. Wichtig ist uns, bereits von diesem Jahr an klimaneutral zu sein. Bis 2030 wollen wir den Mix unserer vier Hebel kontinuierlich weiter in Richtung der beiden wirksamsten Ansatzpunkte Energieeffizienz und erneuerbarer Energien verschieben, um einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Daher haben wir bewusst auch in diesen Bereichen unsere Kernkompetenzen aufgebaut.

Können Sie Beispiele nennen?

Nehmen wir das Beispiel Energieeffizienz: Tatsächlich arbeiten viele Anlagen, mit denen Unternehmen Strom, Wärme, Dampf, Druckluft und Kälte erzeugen, nicht effizient oder sind veraltet. Moderne Technologien können dazu beitragen, den Energieverbrauch um 20 bis 30 Prozent zu reduzieren. Das fängt bei der Beleuchtung an und reicht über die bedarfsgerechte Regelung der Lüftungsanlagen, Wärmerückgewinnungskonzepte bis zum Abschaltmanagement in der Produktion. Die Optimierung spart nicht nur CO2, sondern langfristig auch viel Geld. Ein Schritt, der sich ökologisch und ökonomisch ebenfalls positiv auswirkt, ist der Wechsel auf regenerative Energiequellen wie beispielswese Biomasse aus nachwachsenden Rohstoffen. Denn die fossilen Brennstoffe sind endlich und werden immer teurer. Wer also beispielsweise bei der Erzeugung von Prozesswärme auf erneuerbare Energien setzt, schont nachhaltig das Klima und kann auch von ökonomischen Vorteilen profitieren.

Welche Rolle spielt dabei die Digitalisierung?

In punkto Energieeffizienz leistet beispielsweise die Energy Platform wertvolle Dienste, weil sich schnell Erfolge erzielen lassen. Wir setzen sie bei Bosch in mehr als 100 Werken ein. Mit der cloud-basierten Softwarelösung, die auf offenen Standards beruht, lassen sich Daten aus verschiedenen Quellen zusammenführen. Zum Beispiel Energieverbrauch und Stückzahlen aus der Produktion. Aus diesen Informationen berechnet die Energy Platform exakt passende Kennzahlen. So lässt sich die Effizienz von einzelnen Maschinen oder Standorten vergleichen und verbessern. In Summe erfasst die Software Wärme-, Strom- oder Druckluftverbrauch bis auf die Ebene einzelner Maschinen – und wertet diesen in übersichtlichen Management-Cockpits aus. Zudem kann die Energy Platform anhand intelligenter Algorithmen Verläufe des Energieverbrauchs vorhersagen und Lastspitzen vermeiden oder Abweichungen in Verbrauchsmustern von Maschinen erkennen und korrigieren. Auch das trägt dazu bei, den Kohlendioxidausstoß in Fabriken weiter zu reduzieren. Die damit verbundenen Effizienzgewinne wiederum geben den finanziellen Spielraum, in weitere nachhaltige Technologien zu investieren.

Woran denken Sie in diesem Zusammenhang?

Wir sind der Überzeugung, dass domänenübergreifende, vernetzte Lösungen das A und O sind. Gemeint ist, dass wir Gebäudesicherheit, Energieeffizienz und Gebäudeautomation als Gesamtsystem betrachten. Und zwar von Anfang an. So können Zutrittskontrollsysteme beispielsweise die Heizkurven der Energietechnik auf Basis der Anwesenheit von Personen optimieren – oder über die Gebäudeautomation Jalousien im Gebäude nutzerbasiert steuern. Dadurch werden Gebäude immer intelligenter, KI-Technologien lassen sich einfach nachrüsten, wenn mal die Basis der Vernetzung stimmt.

Von der Vision zur Praxis. Wovon hängt ab, ob derartige Lösungen auch tatsächlich realisiert werden?

Sven Sautter: Das schaffen wir nur gemeinsam mit unseren Kunden. In einem vertrauensvollen Miteinander, bei dem man an den gemeinsamen Herausforderungen wächst. Oft sind derartige Innovationsthemen Neuland bei unseren Auftraggebern. Da bedarf es offener Worte und viel Kommunikation innerhalb des interdisziplinären Bosch-Teams, aber auch und gerade im Austausch mit dem Kunden. Der Kundenwunsch steht über allem – und mit diesem Anspruch bringen sich alle Experten aus allen Domänen ein. Nur wenn viele kluge Köpfe bestens koordiniert auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten, klappt‘s auch wirklich mit der vielgepriesenen Sicherheit, Effizienz und dem Komfort „aus einer Hand“.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Sautter!

Welche Chancen sehen Sie durch die zunehmende Vernetzung?

Das Geräte hierdurch auch aus der Ferne von überall gesteuert werden können. Das bedeutet für den Kunden mehr Flexibilität, mehr Komfort und das bei einer hohen Sicherheit. Gleichzeitig ist es sehr effizient.

Zur Person

Sven Sautter
Sven Sautter

Mit langjähriger Erfahrung auf Ebene des Managements und einer Vielzahl erfolgreich umgesetzter Projekte sowie Expertise im Bereich Industrie 4.0 vereint Sven Sautter die Themen Energie und Digitalisierung in einer Hand.

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