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Bosch Energy and Building Solutions Deutschland
Von analog zu digital

Flughafen München vertraut auf vernetzte Beschallungs- und Sprachalarmierungslösung

Beschallungs- und Sprachalarmierungssysteme sind wichtiger Bestandteil der Sicherheitsarchitektur von Flughäfen. Bei der neuen digitalen Lösung für das Terminal 1 setzt der Flughafen München auf eine hochmoderne Technologie und ein erfahrenes Bosch-Team. Und geht so sicher und effizient in die Zukunft.

Das Bosch-Team steht mit Michael Huck von der Flughafen München GmbH auf dem Vorfeld des Flughafens

Es ist ganz schön was los am Flughafen München. Mit 31,6 Millionen Fluggästen im Jahr 2022 und 210 Zielen in 63 Ländern ist der Flughafen München europaweit eines der wichtigsten Luftverkehrsdrehkreuze. 2023 wurde er von Skytrax als „Best Airport in Central Europe“ ausgezeichnet. Bauliche Maßnahmen sind an so einem Ort eine Herausforderung. Das gilt umso mehr, wenn zentrale Sicherheitssysteme ohne Beeinträchtigung des laufenden Betriebs erneuert werden müssen. Bei der aktuellen Zusammenarbeit zwischen dem Flughafen München und Bosch Energy and Building Solutions ging es darum, das bisherige analoge System im Terminal 1 durch eine neue hochmoderne IP-basierte Beschallungs- und Sprachalarmierungslösung zu ersetzen. „Ein Umbau im laufenden Betrieb ist für uns eine komplexe Angelegenheit, die von allen Beteiligten mit viel Know-how und Gespür durchgeführt wurde“, sagt Michael Huck, Projektingenieur für Sicherheitssysteme bei der Flughafen München GmbH. „Wir sind froh, mit Bosch nicht nur einen innovativen Technologiepartner, sondern auch einen erfahrenen Systemintegrator an der Seite zu haben.“

Doch bevor mit der Umsetzung gestartet werden konnte, stand für das Bosch-Team die Planung an. Im Mittelpunkt der neuen Lösung: das IP-basierte Beschallungs- und Sprachalarmierungssystem PRAESENSA. Dieses ermöglicht auch bei sehr großen Anwendungen wie einem Flughafen eine hohe Flexibilität und ist gleichzeitig kosteneffizient im täglichen Betrieb. Das neue System wurde exakt auf die räumlichen Gegebenheiten im Terminal 1 sowie die weiteren Anforderungen des Flughafen Münchens angepasst. Hierzu gehörte auch die Integration in ein bestehendes Managementsystem der Firma Sittig Technologies und die Sittig PAXmodular IP-Gatesprechstellen. Die Firma Sittig ist ein langjähriger Partner von Bosch, der individuelle Lösungen für komplexe Vernetzungssoftware mit dem Schwerpunkt Ansagemanagement bietet.

Michael Huck, Projektingenieur bei der Flughafen München GmbH, Portrait

Wir haben bewusst ein Produkt gewählt, das einen Technologievorsprung mitbringt. Dadurch betreiben wir über eine lange Zeit eine hochmoderne Anlage.

Michael Huck, Projektingenieur für Sicherheitssysteme bei der Flughafen München GmbH
München Airport, Übersicht Terminals, Tower und Startbahnen
© Flughafen München

Funktionale Lösung und langfristige Nutzung durch Technologievorsprung

Die vernetzte Beschallungs- und Sprachalarmierungslösung im Terminal 1 des Flughafens München ist aktuell das weltweit größte PRAESENSA-Multi-Subnetz-System. Die Installation basiert auf einem groß dimensionierten und leistungsfähigen Vernetzungskonzept mit mehreren Subnetzen, das in der maximalen Ausbaustufe die zentrale Verwaltung von bis zu 3 000 PRAESENSA-Systemkomponenten und 10 000 Audiozonen erlaubt. Die PRAESENSA-Systeme für die 23 Technikräume des Terminals und der dazugehörigen Parkhäuser wurden in über 80 19``-Zentralenschränken verbaut und an die vorhandenen 14 000 Lautsprecher angebunden. Die nach DIN EN 54-zertifizierte Lösung wird im Terminal 1 für Passagieraufrufe, Personensuchen, Notfallwarnungen und vor allem für die allgemeinen Durchsagen genutzt. Bei einer Alarmierung im Brandfall können die einzelnen Gebäudeabschnitte des Flughafens je nach Bedarf komfortabel durch die Werksfeuerwehr über ein Touchtableau angesteuert werden. Zusätzlich punktet das System mit einer innovativen Verstärkerstruktur, die einen besonders effizienten Betrieb ermöglicht. Denn anders als bei herkömmlichen Mehrkanalsystemen wird bei PRAESENSA die verfügbare Verstärkerleistung auf alle Verstärkerkanäle intelligent verteilt, so dass weniger Verstärker benötigt werden. Das spart Platz und ist besonders energieeffizient. „Wir wollten eine sichere Vernetzung mit guter Redundanz und eine flexible Lösung, mit der der Flughafen München sicher in die Zukunft geht. Optimal war auch, dass die vorhandenen 14 000 Lautsprecher in den Audiozonen problemlos in die neue Lösung integriert werden konnten. Das Gesamtpaket hat uns überzeugt”, sagt Michael Huck. Zu dieser Zukunftsfähigkeit gehört auch, dass das System problemlos weiter skaliert werden kann.

Michael Huck mit den beiden Bosch-Kollegen vor der PRAESENSA-Anlage
Grünes Licht: Der für München geschaffene Standard ist auch für andere Flughäfen und große Gebäude mit vielen Passanten ein Paradebeispiel für den Einsatz neuer Technologien.
Verkabelung in den Zentralenschränken in einem der Technikräume
Komplett IP-basierte Lösung: Die PRAESENSA-Systeme wurden in über 80 Zentralenschränken verbaut und an die vorhandenen 14 000 Lautsprecher angebunden.
Michael Huck mit den beiden Bosch-Kollegen vor dem Bosch-Schaltschrank
Die Technik sicher im Griff: Projektleiter Michael Huck (l.) von der Flughafen München GmbH überprüft mit Alexander Schäffl (M.) und Florian Halsner (r.) vom Bosch-Flughafenteam regelmäßig die Anlageneinrichtung.
Michael Huck bedient das Feuerwehrtableau.
Komfortable Bedienung: Auf dem Feuerwehrtableau ist der Grundriss des Flughafengeländes hinterlegt, auf dem die Bereiche ausgewählt werden können, die im Notfall informiert oder evakuiert werden sollen.
Michael Huck spricht in das Mikrofon neben dem Feuerwehrtableau
Klare Ansagen kann die Feuerwehr jetzt über das Tableau tätigen: Bei über 31 Millionen Reisenden jährlich muss sichergestellt sein, dass niemandem wichtige Informationen entgehen.
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Ausgeklügelte Migration des Systems

Bei der Migration ging es in die Details. „Wir tauschten die gesamte Zentralentechnik der elektroakustischen Anlage inklusive der bestehenden Bündelverkabelung aus, während die Bestandsanlage in Betrieb blieb”, erklärt Alexander Schäffl, Systemintegrator im Betriebsteam von Bosch Energy and Building Solutions am Flughafen München, zuständig für die technische Umsetzung. In den 23 Technikräumen von Terminal 1 und den Parkhäusern sind jeweils bis zu vier Bosch-eigene Schaltschränke untergebracht, zu denen die einzelnen Lautsprecherlinien führen, die vordefinierten Bereichen zugeordnet sind.

Die Besonderheit in München: Die Lautsprecherlinien werden nicht nur vom Schaltschrank hin zu den Lautsprechern geführt, sondern auch wieder in den Schaltschrank zurück. Auf diese Weise lässt sich über sogenannte End-of-Line-Module im Schrank exakt orten, falls an Lautsprechern oder Kabeln ein Fehler auftritt. „Dieser Standard am Flughafen München wäre sicherlich auch für andere Flughäfen und große öffentliche Gebäude interessant. Service-Teams sparen dadurch eine Menge Arbeitszeit, da die Fehlerquelle einfach und unkompliziert über Messungen aus dem Zentralenraum auf ein Minimum eingegrenzt werden kann”, merkt Florian Halsner an, der im Bosch Betriebsteam am Flughafen München verantwortlich für Planung und Vertrieb ist.

Im nächsten Schritt wurde das bisherige analoge System mit der hochmodernen IP-Lösung gekoppelt und beide liefen vorübergehend gleichberechtigt im übergeordneten Managementsystem ein. Nach und nach erfolgte der Umzug der einzelnen Lautsprecherlinien auf die neue Anlage. „Wir haben an Orten begonnen, an denen selten Durchsagen gemacht werden. Das Herantasten hat sich bewährt, der Umzug im Passagierbereich lief am Ende schnell und reibungslos”, berichtet Michael Huck. Florian Halsner ergänzt: „Damit hat Bosch gezeigt, dass wir eine Migration dieser Dimension sicher leisten können.” Das Projekt wurde somit erfolgreich von dem zuständigen Projektleiter Matthias Zwickl umgesetzt, der über langjährige Erfahrung für die Steuerung von großvolumigen und komplexen Bauprojekten verfügt.

Mehr Sicherheit und Ersparnis sowie Effizienz im laufenden Betrieb

Durch die Aufschaltung auf das übergeordnete Managementsystem wurde ein weiterer großer Mehrwert geschaffen. „Das konnte die alte Bestandsanlage nicht leisten. Mit der PRAESENSA-Aufschaltung können der Terminaldienst und die Feuerwehr von einem einzigen Arbeitsplatz aus in alle Bereiche des gesamten Flughafens sprechen”, beschreibt Michael Huck die Vorteile aus Kundensicht. Durch die Vernetzung ergeben sich noch weitere Anwendungsmöglichkeiten, die zusätzlichen Nutzen bringen und die Sicherheit verbessern. Paradebeispiel ist das extra eingerichtete Feuerwehr-Tableau. Auf einem 40-Zoll-Touch-Monitor ist der Grundriss des Flughafengeländes hinterlegt, auf dem die Bereiche ausgewählt werden können, die im Notfall informiert oder gar evakuiert werden sollen. So kann die Räumung gezielt und in Phasen erfolgen, um Panik zu vermeiden. Ein Pluspunkt, der auch für andere große Gebäude wie Einkaufszentren, Eventhallen, Messezentren oder Hotels interessant ist.

Mittlerweile läuft die Anlage im Alltag. Die Service-Teams vor Ort sparen Zeit und Ressourcen bei der Wartung des Systems. Die Parametrierung der PRAESENSA erfolgt über eine Weboberfläche, was diese Arbeiten flexibler macht und beschleunigt, zudem hat sich die Audioqualität verbessert. Auch der Service für die Fluggäste konnte gesteigert werden. „Unser Aviation-Bereich freut sich, dass mit der neuen Anlage die Grundlage gelegt wurde, um ein automatisiertes Ansagesystem für das Boarding zu installieren. Vorbereitete Ansagen können in vierzehn Sprachen ausgelöst werden, weitere vier Sprachen sind demnächst verfügbar”, erzählt Michael Huck.

Florian Halsner und Alexander Schäffl von Bosch gehen durch die Passage beim Terminal zwei

Bosch ist seit Eröffnung des Münchner Flughafens 1992 ein etablierter Projektpartner, der durch seine langjährige Erfahrung und Präsenz vor Ort bestens vertraut mit den Anforderungen und Prozessen des Flughafens ist. Das Bosch-Team betreut mit 15 Mitarbeitenden und einer Reihe an ausgewählten Nachunternehmen die Brand- und Einbruchmeldetechnik, die Videokameras sowie das System für die Türsteuerungsanlage, die zusammen mit dem Passagiergaststeuerungssystem auf der Türmanagementanlage visualisiert wird, um Türen und Rolltreppen entsprechend dem erforderlichen Passagierfluss automatisch anzusteuern. Durch die hohen Sicherheitsanforderungen steht ein Flughafen immer wieder vor neuen Aufgaben. „Wenn man eine Investition tätigt, ist es wichtig, dass die Technologie mitwächst, ohne dass bereits getätigte Investitionen verloren gehen”, sagt Michael Huck, „das gilt gerade für einen Flughafen, denn er befindet sich im steten Wandel.”

PRAESENSA – viel mehr als nur guter Sound

PRAESENSA – viel mehr als nur guter Sound

Das PRAESENSA Beschallungs- und Sprachalarmierungssystem zeigt schon heute, was Kunden in der Zukunft von Audio-Lösungen für mittlere und große Anwendungen erwarten können. Das System erfüllt alle Anforderungen der DIN EN 54-4 und 54-16. Hier die wichtigsten Vorteile auf einen Blick:

Flexibilität, Skalierbarkeit, Benutzerfreundlichkeit: Durch die vollständige IP-Vernetzung aller PRAESENSA-Komponenten ist das System für zentrale und dezentrale Anwendungen geeignet und bietet ein hohes Maß an Flexibilität und Skalierbarkeit. Außerdem verfügt PRAESENSA über eine hohe Benutzerfreundlichkeit, da das System mittels Sprechstelle, PC, Tablet oder Smartphone gesteuert werden kann.

Sicherheit: Daten- und Ausfallsicherheit werden durch intelligent integrierte Funktionen und Sicherungsmöglichkeiten gewährleistet. Dadurch ist ein Single Point of Failure (Totalausfall bei Einzelfehler) ausgeschlossen. Ein weiterer Vorteil ist, dass bei der Nutzung nur wenige Geräte benötigt werden.

Energie- und Kosteneffizienz: Die PRAESENSA Mehrkanal-Verstärkerarchitektur ermöglicht durch die intelligente Leistungserkennung und die variable Ausgangsleistung für jeden Kanal eine maximale Ausnutzung der verfügbaren Verstärkerleistung. Dieser Ansatz hebt das System von traditionellen Mehrkanal-Verstärkersystemen mit fester maximaler Ausgangsleistung pro Kanal ab. Dadurch sind weniger Verstärker nötig, um den Strombedarf der Lautsprecher abzudecken und es werden Platz, Energie und Kapazität an Notstromversorgung eingespart, was sich auf die CO₂-Bilanz auswirkt. Zudem ist der Stromverbrauch im Ruhezustand reduziert und es fallen weniger Verkabelung-, Betriebs-, Energie- und Wartungskosten an.