Das 100-Prozent-Projekt
Im Schwarzwald versorgt Bosch Energy and Building Solutions das Sozialwerk Am Bruckwald und das angrenzende Quartier mit Nahwärme aus erneuerbaren Energien.
Idyllisch liegt die Gemeinde Waldkirch am Rande des Schwarzwaldes. Am Ortsausgang führt der Weg zum Sozialwerk „Am Bruckwald". Auf dem Gelände wohnen 300 Menschen, 250 Arbeitsplätze für Erwachsene mit Unterstützungsbedarf gibt es in zahlreichen Werkstätten aus den Bereichen Genuss / Lebensmittel, Arbeit im Grünen und Handwerkliches Arbeiten. „Die Einrichtung wurde vor bald 25 Jahren gebaut. Bereits zu dieser Zeit waren wir mit unserer Hackschnitzelanlage ein Vorreiter in Sachen erneuerbarer Energien”, sagt Michael Danner-von Wilpert, Geschäftsführer des Hauses. „Schon damals war es uns wichtig, die Energieversorgung nachhaltig zu gestalten, um die Umweltbelastung niedrig zu halten.”
Menschen, die zu uns kommen, sind Teil unserer Gemeinschaft. Egal, ob Besucher, Handwerker oder wie in diesem Projekt die Energieexperten.
Das Sozialwerk hat sich über die Jahre kontinuierlich weiterentwickelt, wodurch eine Vergrößerung notwendig wurde. Die alte Anlage schaffte die Kapazitäten nicht mehr – eine neue Lösung musste her, um auch die Neubauten und das angrenzende Gelände über ein dezentrales Wärmenetz versorgen zu können. Zunächst wurden die Voraussetzungen geschaffen, um die fünf neuen Häuser an das vorhandene Nahwärmenetz anzuschließen. „Es war klar, dass weiterhin auf den Brennstoff Holz gesetzt wird. Die bestehende Hackschnitzelanlage reichte nicht aus, um auch die Neubauten mit Heizungswärme und Warmwasser zu versorgen”, erinnert sich Felix Böttcher von Bosch Energy and Building Solutions. Als Planungsingenieur hat er das Projekt von der Beratung, über die Planung und Umsetzung verantwortet und dann an das Betriebsteam von Bosch übergeben. Die Arbeiten vor Ort waren für ihn dabei besonders. „Das Sozialwerk ist eine tolle Sache. Wir gehörten von Anfang an zur Gemeinschaft.” Geschäftsführer Michael Danner-von Wilpert ergänzt: „Menschen, die zu uns kommen, sind Teil unserer Gemeinschaft. Egal, ob Besucher, Handwerker oder wie in diesem Projekt die Energieexperten. Dazu gehört, dass wir alle zusammen zu Mittag essen, jeder mit jedem redet. Dadurch lernt man sich kennen und als das Bosch-Team auf dem Gelände unterwegs war, fanden das unsere Bewohner spannend und interessant.”
100% Team-Power für das neue Holzhackschnitzel-Heizwerk
Bei der neuen Lösung steht eine Holzhackschnitzelkesselanlage mit 500 kW Leistung im Mittelpunkt. „Von der ersten Kontaktaufnahme mit den Ingenieuren von Bosch bis zur Bestandsanalyse ging alles sehr zügig und wir hatten schnell eine Grundlage, um Fördermittel zu beantragen. Künftig können wir mit unserer Anlage auch den Sozial-Campus, der am Rande unseres Geländes entsteht, mit Energie versorgen. Das passt zu unserer Philosophie, Entwicklungsräume in der Gemeinschaft zu schaffen”, erklärt Michael Danner-von Wilpert. Diese Ideen und Ziele waren bei der Planung immer präsent. „So ein Areal wächst und verändert sich. Wie wird hier künftig gearbeitet und gelebt? Von diesem Wunsch ausgehend rechnen wir zurück auf die benötigte Leistung und passen die Wärmeversorgung an die Zukunft an”, beschreibt Felix Böttcher die Planungsphase. „Die benötigten Kapazitäten wachsen kontinuierlich – das Gebäude, in dem die Heizanlage steht, dagegen nicht. Da mussten wir kreativ werden.” Felix Böttcher und sein Team planten eine neue Heizungswärmeverteilung. Drei Nahwärmeleitungsstränge versorgen verschiedene, über die Jahre gewachsene Gebäudegruppen, ein zum Teil neu verlegter Strang versorgt die auf der gegenüberliegenden Straßenseite gelegenen Neubauten. Jeder dieser Leitungsstränge wird über eine eigene neue hocheffiziente Pumpe unabhängig versorgt. Bei der Modernisierung der Energiezentrale, wurden Steuerung und Regelung auf den neuesten Stand gebracht und zusätzlich ein Energiemanagementsystem von Bosch installiert. Die Heizzentrale und die einzelnen Unterstationen der Gebäude sind seither zudem mit Wärmemengenzählern ausgestattet. Alles Maßnahmen, die entscheidend für mehr Effizienz und ein zuverlässiges Monitoring sind.
Remote alles im Blick
„Über unser Energiemanagementsystem erhalten wir Daten von allen Verbrauchern und haben dadurch einen umfassenden Überblick. Sollte etwas nicht funktionieren, weil beispielsweise ein Ventil defekt ist, sehen wir das und geben die Information an die Hausmeister weiter”, erklärt Felix Böttcher. Über das Energiemanagementsystem werden Energiedaten aus verschiedenen Quellen erfasst und analysiert. Für das Areal Am Bruckwald wird beispielsweise der Holzkessel abgebildet und der Füllstand des Bunkers, des Wärmespeichers auf der Wärmeerzeugerseite als auch alle wichtigen Parameter auf der Verbraucherseite werden gemessen. „Unsere Mitarbeitenden haben den Fernzugriff auf die Gebäudeleittechnik und das Energiemanagementsystem. Auch die Hausmeister vor Ort können direkt am PC sehen, ob alles rund läuft ”, sagt Felix Böttcher. Im Hintergrund liefert das Energiemanagementsystem dem Betriebsteam von Bosch noch mehr Informationen. Über einen längeren Zeitraum hinweg lassen sich Daten auswerten, die mögliche neue Ansätze für Energieeffizienzen bieten. So lässt sich der Energie- und Ressourcenbedarf genau verfolgen und verbrauchsoptimiert steuern.
In der Heizzentrale blieb kaum ein Stein auf dem anderen
Die 10 000 Liter fassenden Warmwasserbehälter verschwanden, nun steht mit doppeltem Speichervolumen ein neuer Pufferspeicher im Außenbereich. „Hierdurch war in der Heizzentrale mehr Platz für einen neuen größeren Holzkessel, die neue Druckhaltung und einen neuen Gasbrennwertkessel.”, erläutert Felix Böttcher. Ein alter, mittlerweile demontierter Gaskessel wurde während der Umbauphase als Provisorium genutzt, um die Wärmeversorgung zu gewährleisten, bis der neue Holzkessel installiert war. Künftig dient ein neuer Gasbrennwertkessel als Redundanz. „Wir haben eine intelligente Steuerung eingebaut, mit der Temperatur und Ladezustand beobachtet werden. Sind die Werte unterschritten, wird automatisch der Gaskessel angesteuert”, erklärt Felix Böttcher.
Biomasseanlagen für die CO₂-Reduktion
Die naturbelassenen Hackschnitzel kommen auf kurzen Transportwegen direkt aus der Region, werden per Lkw angeliefert und direkt in den Erdbunker geschüttet. „Unser Team hat langjährige Erfahrung in der Planung und im Betrieb von Biomasseanlagen. Die Entscheidung für Holzhackschnitzel als Brennstoff hat sich hier im Sozialwerk Breisgau auch weiter angeboten”, erklärt Felix Böttcher weiter. Vom Bunker werden die Hackschnitzel mit einem Schubboden in die nachfolgende Förderschnecke befördert, die das Material in die Heizzentrale transportiert und von dort weiter in den Brennraum des Holzofens. Die bei der Verbrennung anfallende Asche wird in speziellen Containern gesammelt und später der Waldkalkung als Dünger zugeführt. Zur Reduzierung des im Rauchgas enthaltenen Feinstaubs kommt ein hoch effizienter Elektrofilter zum Einsatz.
Fazit
Das Sozialwerk Am Bruckwald hat sich von Anfang an zur Aufgabe gemacht, mehr als das Nötige zu tun. „Hier war nicht die Messlatte, was nötig ist, sondern was maximal möglich ist”, sagt Felix Böttcher. Das Team von Bosch hat hierfür 100 Prozent gegeben. Und auch die regenerative Nahwärme wird nun nahezu zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien erzeugt.