Wie neue Konzepte unsere Arbeitswelt nachhaltig verändern
New Work: nur ein Buzzword aus der Start-up-Welt oder unsere Zukunft am Arbeitsplatz? Daran scheiden sich die Geister. Doch spätestens seit der Corona-Krise kommt man nicht mehr daran vorbei, sich mit neuen Arten der Zusammenarbeit zu beschäftigen. Aber die New-Work-Bewegung geht schon längst über Home-Office und Video-Calls hinaus.
Bei New Work stehen der Mensch und seine Bedürfnisse im Mittelpunkt
Was steckt eigentlich hinter dem Konzept „New Work“? Der Duden – ja, New Work hat es in den Duden geschafft – beschreibt den Begriff wie folgt: „Gesamtheit der modernen und flexiblen Formen der [Büro]arbeit bzw. der Arbeitsorganisation (z. B. Telearbeit)“. New Work wird oft auch mit der sogenannten Arbeitswelt 4.0 in Zusammenhang gebracht: Menschen können zeit- und ortsunabhängig arbeiten, die gesamte Wirtschaft ist weltweit vernetzt. Diese Entwicklungen sind Chance und Herausforderung zugleich, Arbeit in Sachen Flexibilität, Strukturen und Arbeitsumgebung neu zu denken. New Work eben.
Aus alten Mustern ausbrechen – hier setzt Fabian Mottl, Communications Manager bei Steelcase, einem Hersteller für innovative Arbeitsumgebungen, an: „Während klassische Unternehmensstrukturen den Einzelnen in seiner Entfaltung durch starre Rahmenbedingungen und klare Hierarchien eingrenzen, hat New Work den Anspruch, selbstbestimmtes Handeln von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu fördern.“ Für ihn ist New Work eine Haltung, die den Menschen und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt rückt.
New Work ist also ein umfassender Begriff, dessen Konzepte auch in der Bürogestaltung umgesetzt werden können. „Die Arbeitsumgebung trägt einen großen Teil zum Arbeitsethos und Wohlbefinden der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei“, so Univ.-Prof. Dr. Marion Weissenberger-Eibl. Sie hat den Lehrstuhl für Innovations- und Technologie-Management am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) inne und ist außerdem Institutsleiterin am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung. Bei New Work gilt: weg von starren Strukturen, hin zu mehr Flexibilität, Lebensqualität und Austausch. „Eine Idee der New-Work-Bewegung ist es, dass kreative Ideen in der zufälligen Begegnung entstehen.“ Die Architektur habe laut der Institutsleiterin die Aufgabe, diese Möglichkeiten zu schaffen.
Simon Wu, Gründer und Geschäftsführer von iDA Workplace, einem Shanghaier Unternehmen für innovative Arbeitsplatzgestaltung, rät, die Arbeitsumgebung nach Bedürfnissen und nicht nach Personen aufzuteilen – denn Letztere können dank moderner Technologien schließlich arbeiten, von wo sie möchten. Man kann laut Wu drei Arbeitstypen unterscheiden: den Konzentrierten, den Berater und den Reisenden. „Hat man diese Typen im Blick, kann man die Arbeitsumgebung je nach Bedarf wählen – will ich allein sein, einen Workshop halten oder in der Gruppe brainstormen?“ All das habe einen erheblichen Einfluss auf die Effizienz und die Kreativität und führe auf lange Sicht zu besseren Unternehmensergebnissen. Er ist sich sicher: In Zukunft liegt der Fokus auf der Gruppe, nicht auf dem Individuum. Also werden Meeting- und Kollaborationsbereiche wichtiger.
Manchmal reichen aber schon kleine Veränderungen: „Ein Raumdesign, das Routinen bricht, oder der Blick durch das Fenster nach draußen unterstützen bereits bei der Ideengenerierung“, erklärt Fabian Mottl. Whiteboards oder beschreibbare Wände helfen beispielsweise beim Visualisieren und Teilen von Ideen. Damit sei es aber nicht getan, so Mottl. Es brauche individuell abgestimmte Raumkonzepte.
Das Gebäude als persönlicher Assistent
Auch die digitale Vernetzung spielt bei New Work eine große Rolle. Simon Wu beschreibt seine Vision eines smarten Buchungssystems, das dem Mitarbeiter passend zum jeweiligen Kontext den idealen Raum vorschlägt – je nachdem, was er darin erarbeiten will, wie viele Leute dabei sein werden und welche Ausstattung gebraucht wird. Die smarte Gebäudetechnik würde dann Parameter wie Luftqualität und -feuchtigkeit sowie die Temperatur anpassen. Das mache das Arbeiten weitaus komfortabler und gesünder.
Martin Höttecke, Professor an der FH Münster und Experte für Smart Home und Smart Building, kann sich darüber hinaus auch vorstellen, dass etwa das Firmenhandy mit dem Parkhaus vernetzt ist. „Stellen Sie sich vor: Das Parkhaus weiß, dass Sie mit dem E-Auto kommen und schlägt Ihnen direkt den passenden Parkplatz mit Ladesäule vor. So ersparen Sie sich direkt morgens unnötigen Stress.“ Oder, dass das Gebäude direkt weiß, wer es betritt und schon mal den Aufzug ruft. „Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Am Ende geht es darum, dass die gesamte Gebäudeautomation dem Menschen assistiert“, so Höttecke.
Menschen brauchen Menschen
Inzwischen gehören Video-Konferenzen zum Arbeitsalltag. Ist New Work dann nicht schon längst Realität? „Jetzt zu sagen, wir haben den Wandel geschafft, halte ich für den falschen Weg“, sagt Marion Weissenberger-Eibl. Vielmehr sei nun der perfekte Zeitpunkt zu reflektieren, welche Tools und Prozesse Unternehmen beibehalten möchten und wo es Verbesserungsbedarf gibt. Außerdem dürfe man nicht vergessen, dass Menschen soziale Wesen sind. Digitale Lösungen können den persönlichen Austausch unterstützen, aber nicht ersetzen.
Generell gilt: New Work ist überall möglich, in jeder Branche, ob Konzern oder mittelständisches Unternehmen – schließlich lässt sich jede Umgebung „menschenfreundlicher“ gestalten, so Smart-Building-Spezialist Höttecke. Wie zum Beispiel an einem westfälischen Großkrankenhaus, wo gerade das Auffinden von Gegenständen getestet wird: „Für das Pflegepersonal ist es eine Belastung, dass es ständig seinen Sachen - zum Beispiel Wäschewagen - hinterherrennen muss.“ Tracker können hier Abhilfe schaffen. „New Work geht überall, wo wir die Digitalisierung nutzen können, um das Leben besser zu machen.“
Arbeitsumgebung als wichtiges Entscheidungskriterium bei der Jobsuche
Eine große Rolle wird New Work auch bei der Akquise neuer Talente spielen. Marion Weissenberger-Eibl verweist auf die großen US-Tech-Firmen, die schon lange mit zusätzlichen Anreizen locken. Google etwa entwarf eine ganze Lebenswelt, inklusive Wäschereien, Sportplätzen und Schwimmbädern in seinem Komplex in Palo Alto, Kalifornien. Hier werden Lebens- und Arbeitswelten aus der Sicht von Weissenberger-Eibl bewusst vermischt, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu binden. Das kann aber auch eine Belastung sein. Nicht jeder Arbeitnehmer kommt damit zurecht, dass sich Arbeits- und Privatleben zusehends vermischen. Remote-Konzepte bedeuten auch eine ständige Erreichbarkeit und erfordern eine große Disziplin in der Selbstorganisation, so Weissenberger-Weibl: „Manch einer empfindet das als Stress. Wir müssen das ernst nehmen und gute Lösungen finden.“
Zeit und CO₂ sparen
Neue, digitale Arbeitsweisen werden auch einen positiven Einfluss auf die Umwelt haben. „Wenn nicht jeder Arbeitnehmer jeden Morgen ins Büro pendelt, würde das den Verkehr in den Zentren entzerren“, so Höttecke. All das spart nicht nur Zeit und Nerven, sondern auch CO₂. Außerdem könnten Flächen im Büro, wenn nicht immer alle gleichzeitig anwesend sind, effizienter genutzt werden – dabei spielt auch smarte Gebäudeautomation eine große Rolle: Sie macht den Arbeitsplatz nicht nur komfortabler, sondern auch energieeffizienter und somit nachhaltiger.
Ob Architektur, Nachhaltigkeit, Employer Branding: „New Work hat so viele spannende Aspekte – und alles ist miteinander verwoben“, sagt Höttecke. Und alles ist in Bewegung, denn die Zukunft der Arbeit hat gerade erst begonnen.
Der moderne Arbeitsplatz der Zukunft
Fabian Mottl, Brand Communications Manager bei Steelcase, spricht in seinem Videovortrag darüber, warum das klassische Büro nach wie vor von entscheidender Bedeutung ist und welche Irrtümer beim Thema Homeoffice vorherrschen.
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