Die Robert Bosch Stiftung feiert 60-jähriges Jubiläum

Die Robert Bosch Stiftung fördert Projekte, unterhält eigene Einrichtungen und geht weltweit Partnerschaften in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Globale Fragen ein. Das diesjährige 60-jährige Bestehen der Stiftung ist ein Anlass, um positive Bilanz zu ziehen.
Die Robert Bosch Stiftung engagiert sich seit 1964 für eine gerechte, friedliche und nachhaltige Zukunft und fördert dazu passende Projekte. Dabei hat die Stiftung den Anspruch, systemische Veränderungen zu bewirken – ein Auftrag, für dessen Erfüllung auch starke und solidarische Partner gefragt sind.
„Als Stiftung haben wir ein besonderes Privileg: Wir dürfen mutig sein und bewusst Risiken eingehen – immer mit dem Ziel, den größtmöglichen Unterschied für eine bessere Zukunft zu machen“, sagte Geschäftsführer Bernhard Straub bei einem Pressegespräch anlässlich des Jubiläums in Stuttgart. „Dabei konzentrieren wir uns auf komplexe gesellschaftliche Herausforderungen, wie beispielsweise die Stärkung des Gesundheitssystems und die Verwirklichung von Bildungsgerechtigkeit. Zugleich setzen wir uns für menschenwürdige Migration und die Stärkung der Demokratie ein. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit unseren Partner:innen in den drei Fördergebieten Gesundheit, Bildung und Globale Fragen Lösungen zu entwickeln, die über einzelne Projektergebnisse hinausgehen und eine Breiten- und Tiefenwirkung entwickeln“, so Straub weiter.
Die Stiftung verfolgt bei all diesen Aktivitäten ausschließlich gemeinnützige Zwecke. Als Hauptgesellschafterin der Robert Bosch GmbH finanziert sie ihre Arbeit aus den Gewinnen des Unternehmens. Stiftung und Unternehmen arbeiten inhaltlich unabhängig voneinander.


Die Entstehung der Stiftung
Der Unternehmer und Stifter Robert Bosch formulierte in seinem Vermächtnis einen doppelten Auftrag: einerseits die erfolgreiche Entwicklung seines Unternehmens zu sichern und andererseits sein gesellschaftliches Engagement fortzusetzen. Für ihn waren dies zwei Ausdrucksformen ein- und derselben Haltung. Der Dienst am allgemeinen Guten sei „kein Zuckerguss“, sondern intrinsische Motivation für wirtschaftliches und gesellschaftliches Handeln gewesen, so Christof Bosch, Enkel von Robert Bosch und Kurator der Stiftung. Vor 60 Jahren wurde „eben nicht eine hübsche Stiftung als Beiwerk zu einem ganz anders orientierten Unternehmen geschaffen, sondern ein heute noch visionäres Modell von Unternehmenseigentum und gesellschaftlicher Verantwortung.“
(c) Robert Bosch Stiftung
Weltweite Partnerschaften und internationale Aktivitäten
In den vergangenen 60 Jahren hat die Stiftung insgesamt über 2,3 Milliarden Euro in gemeinnützige Projekte in Deutschland, Europa und im Rest der Welt investiert, um auf eine gerechte und nachhaltige Zukunft hinzuwirken. 2023 waren es 97 Millionen Euro. Die Meilensteine der Stiftungsgeschichte sind auch ein Spiegel der großen gesellschaftlichen Themen der vergangenen Jahrzehnte – von der Überwindung des Eisernen Vorhangs in Europa über den ersten PISA-Schock in Deutschland oder die Flüchtlingszuwanderung 2015/2016 bis zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Seit 2024 unterstützt die Robert Bosch Stiftung auch die ukrainische Zivilgesellschaft beim Wiederaufbau des Landes mit insgesamt ca. 20 Millionen Euro bis mindestens 2028.
„Die Welt darf sich jetzt nicht von der Ukraine abwenden“, sagt Dr. Bernhard Straub. „Neben der Nothilfe gilt es nun, den Wiederaufbau des Landes vorzubereiten. Wir sind überzeugt davon, dass die Zivilgesellschaft dabei eine entscheidende Rolle spielen wird. Deshalb unterstützen wir Organisationen vor Ort, die auf Vorerfahrungen, Netzwerke und Strukturen zurückgreifen können.“
Für die Gesundheit
Im Fördergebiet Gesundheit engagiert sich die Stiftung für ein zukunftsfähiges Gesundheitssystem, das den Menschen und seine eigene Gesundheitskompetenz stärker in den Mittelpunkt stellt. Am Bosch Health Campus, der Forschungseinrichtungen und Kliniken umfasst, ermöglicht sie Spitzenmedizin und exzellente Forschung, bildet den Nachwuchs in Gesundheitsberufen aus und erprobt neue Ideen in der Gesundheitsversorgung. Zum Beispiel die so genannten PORT-Zentren, die der Bosch Health Campus bundesweit an elf Standorten fördert. Sie bieten Patienten eine umfassende und exzellente Primär- und Langzeitversorgung – angepasst an den jeweiligen Bedarf vor Ort. Ein besonderes Augenmerk gilt auch künftig der Gesundheitsversorgung am Standort Stuttgart. „Unsere Verbundenheit mit der Region wollen wir mit dem Ausbau des Bosch Health Campus und seiner Einrichtungen, darunter das Robert Bosch Krankenhaus, untermauern. Über die nächsten fünf Jahre wird die Stiftung über eine halbe Milliarde Euro in die Gesundheitsversorgung in der Region Stuttgart investieren“, kündigte Geschäftsführer Straub im Juni dieses Jahres an.
Für mehr Zusammenhalt
In Deutschland beschäftigt sich die Stiftung unter anderem mit dem Thema Demokratie und der Frage, wie man die Menschen wieder mehr dafür begeistern kann. Im Rahmen des Projekts „Hallo Bundestag“ trafen 350 zufällig ausgeloste Menschen auf Bundestagsabgeordnete ihres Wahlkreises und diskutierten mit ihnen Vorschläge für ein besseres Verhältnis zwischen Bevölkerung und Politik.
Nicht nur hierzulande, sondern weltweit sind Demokratien durch eine zunehmende gesellschaftliche Polarisierung und Populismus bedroht. Über diese Herausforderung diskutierten rund 60 Fellows der Robert Bosch Academy beim Richard von Weizsäcker Forum 2023. Mit der Robert Bosch Academy hat die Stiftung ein einzigartiges Netzwerk von internationalen Experten und Meinungsführern geschaffen. Seit ihrer Gründung im Jahr 2014 waren mehr als 100 Fellows aus 45 Nationen und sechs Kontinenten zu Gast an der Academy in Berlin, um sich mit drängenden globalen Fragen auseinanderzusetzen.
Für den Nachwuchs
Die Stiftung setzt sich für ein Bildungssystem ein, das sich am Wohl von Kindern und Jugendlichen orientiert, Chancengerechtigkeit bietet und gleichzeitig individuelle Bestleistungen ermöglicht. Ein herausragendes Projekt ist der Deutsche Schulpreis. Seit 2006 zeichnet die Stiftung gemeinsam mit der Heidehof Stiftung und in Kooperation mit der ARD und der Zeit Verlagsgruppe jedes Jahr gute Schulen in Deutschland aus. Aus dem Netzwerk der Preisträgerschulen kam in diesem Jahr der Impuls für die bundesweite Initiative #IchStehAuf, gefördert von der Stiftung und weiteren Partnern. Das Ziel der Initiative: Das Demokratiebewusstsein von Kindern und Jugendlichen stärken. „Schülerinnen und Schüler wollen Demokratie leben und sich für ihre Interessen und Meinungen einsetzen. Viele Kinder und Jugendliche sind aber auch verunsichert durch Extremismus, Krieg, Leid und Not sowie die Spaltung der Gesellschaft durch Hass, Desinformation und Ausgrenzung. Dem wollen wir gemeinsam mit zahlreichen Unterstützer:innen, Schulen und Lehrkräften etwas entgegensetzen“, so Dr. Bernhard Straub.
Für die Bildung
2014 gründet die Robert Bosch Stiftung das Robert Bosch College UWC in Freiburg – das bis dahin größte Einzelprojekt in der Geschichte der Stiftung. Die Schule ist Teil des Netzwerks von 18 United World Colleges (UWCs) weltweit. Junge Menschen aus aller Welt und aus allen sozialen Schichten leben und lernen dort zwei Jahre lang in einem Umfeld, das Toleranz und interkulturelles Verständnis fördert.
Mit der Gründung der internationalen Oberstufenschule verfolgt die Stiftung das Ziel, Menschen unterschiedlicher Nationen durch Bildung zusammenzubringen und so langfristig zu einer friedvolleren Welt beizutragen. Am Robert Bosch College UWC gibt es 200 Plätze, pro Jahrgang werden 100 Jugendliche aufgenommen. Ein Viertel der Schüler stammt aus Deutschland, drei Viertel stammen aus anderen Ländern.
Für weniger CO₂
Auf dem Weg zur Netto-Null-Organisation stellt die Stiftung außerdem beim eigenen Handeln die ökologische Dimension von Nachhaltigkeit in den Fokus und will ihren CO₂-Fußabdruck auf ein Minimum reduzieren. Ziel ist es, bis 2050 eine Netto-Null-Organisation zu werden. Das bedeutet, dass bis auf unvermeidbare Reste alle Emissionen vermieden, reduziert oder kompensiert werden, wobei die Prämisse gilt: Vermeiden vor Reduzieren vor Kompensieren. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden bereits vielfältige Hebel in Bewegung gesetzt – vom Grünstrom über Energieeffizienzmaßnahmen im Gebäude, vegetarische Kantinentage oder E-Ladesäulen bis hin zu einer „Train-First“-Policy bei Dienstreisen. Ab 2025 will die Robert Bosch Stiftung ihr Klimaschutzengagement als Ausgleich für die noch verbleibenden Emissionen weiter ausbauen.