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Bosch Energy and Building Solutions Deutschland

Strategien und Lösungsansätze für das ESG-Reporting in Unternehmen

Nachhaltigkeit zum Wettbewerbsvorteil machen.

ESG-Reporting

Im Zuge des Klimawandels und der Bewältigung der Klimakrise rückt das Thema Nachhaltigkeit verstärkt in den öffentlichen Fokus. Die Beschäftigung damit wird verstärkt Ausgangspunkt unternehmerischen Handelns. Dabei wird der Begriff ESG zunehmend zum wichtigen Schlagwort. Doch was bedeutet das für Unternehmen? Reza Adili ist Experte für Business Development im Bereich Nachhaltigkeit und Neue Services bei Bosch Energy and Building Solutions. Im Interview erklärt er die ökologische und wirtschaftliche Dimension und gibt einen Einblick, wie Bosch Unternehmen mit passenden Lösungen unterstützen kann.

Herr Adili, was bedeutet ESG eigentlich genau und was steckt dahinter?

Reza Adili: Der Begriff ESG kommt aus dem Englischen und steht für „Environmental, social, governance“. ESG bildet einen Rahmen, um das Thema Nachhaltigkeit anhand Kriterien aus den Bereichen Umweltauswirkungen, gesellschaftliche Aspekte und verantwortungsvolle Unternehmensführung in der Unternehmensstrategie abbilden und bewerten zu können.

Obwohl der Begriff nicht neu ist, hat er in den letzten Jahren viel Popularität gewonnen. Wieso?

Reza Adili: Die Wichtigkeit des Themas ESG wird vor allem durch den Europäischen Green Deal verstärkt, der Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent machen wird. Das Ziel der europäischen Union ist es, den Übergang zu einer modernen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft schaffen, die bis 2050 keine Netto-Treibhausgase mehr ausstößt und wirtschaftliches Wachstum von der Ressourcennutzung abkoppelt. Insgesamt soll ein privater Kapitalfluss in Höhe von 180 bis 290 Milliarden Euro in nachhaltige Investments umgeleitet werden. Mit der Sustainable Finance Disclosure Regulation, der Corporate Sustainable Reporting Directive und der EU-Taxonomy wurden durch die Europäische Union Vorgaben erlassen, um die Nachhaltigkeit von Investments durch eine transparente Berichterstattung beurteilen zu können und die Attraktivität von entsprechenden Investments zu steigern.

Für Unternehmen entsteht dadurch ein Mehraufwand für die Berichtslegung. Gibt es auch Anreize, das Thema Nachhaltigkeit anhand der ESG-Kriterien umzusetzen?

Reza Adili: Über die verpflichtende Berichtslegung kann der richtige Umgang mit dem Thema ESG für Unternehmen Wettbewerbsvorteile bieten. Im Bereich der Geldanlage beispielsweise können Anleger Ihre Investments nach ESG-Kriterien bewerten, was die Attraktivität entsprechender Finanzprodukte erhöhen bzw. die Aufnahme finanzieller Mittel für Unternehmen vereinfachen kann. Langfristige Assets wie bspw. Immobilien werden dadurch mit hoher Wahrscheinlichkeit an Wert verlieren, wenn das Thema Nachhaltigkeit keine Beachtung findet.

Geltende Normen im Bereich ESG-Reporting

Die Richtlinien SFDR und CSRD geben verbindlich vor, welche Unternehmen über ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten Bericht erstatten müssen. Die EU-Taxonomy ist eine Grundlage für die Beurteilung der Investments - sie legt fest, wie ein Investment in Bezug auf die Nachhaltigkeit zu beurteilen ist.

Die am 5. Januar 2023 in Kraft getretene Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ist Nachfolger der Non-Financial Reporting Directive (NFRD). Ziel der Richtlinie ist es sicherzustellen, dass Investoren und andere Interessengruppen Zugang zu den Informationen haben, um Investitionsrisiken in Bezug auf den Klimawandel und das Thema Nachhaltigkeit zu bewerten. Darüber hinaus wird durch das erweiterte Reporting die Transparenz von Unternehmen im Bereich Soziales und Umwelt erhöht.

Für die Berichtslegung werden feste Prinzipien eingeführt. Diese erfolgt nach dem Prinzip der doppelten Materialität („Double Materiality“). Unternehmen berichten danach neben den Risiken des Klimawandels auf den eigenen Unternehmenserfolg auch über Auswirkungen, die ihre Aktivitäten auf das Klima und Gesellschaft haben. Mit den parallel im Entwurf befindlichen European Sustainability Reporting Standards werden das Berichtswesen im Bereich Nachhaltigkeit harmonisiert und verbindliche Vorgaben hinsichtlich Veröffentlichungspflichten und die zu berichtenden qualitativen und quantitativen Datenpunkten festgelegt.

Gültig ist die Richtlinie für Großunternehmen mit Nettoumsätzen über 40 Mio. EUR, einer Bilanzsumme von mehr 20. Mio. EUR bzw. mehr als 250 Beschäftigten, wenn zwei von drei dieser Kriterien erfüllt sind. Zudem sind auch börsennotierte kleinere Unternehmen zur Anwendung verpflichtet. Schätzungsweise sind rund 50.000 Unternehmen in der EU betroffen, davon 15.000 in Deutschland.

Die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) gibt Transparenzregeln bezüglich der Nachhaltigkeit für den Finanzsektor vor. Neben Informationen zur Nachhaltigkeit einer Gesamtorganisation müssen dabei auch Informationen zu einzelnen Finanzprodukten veröffentlicht werden. Auf Produktebene, wie bspw. für einen Investmentfond ist die Veröffentlichung von Informationen vorgesehen, wie Nachhaltigkeitsrisiken in dem Entscheidungsprozess für Investments berücksichtigt werden. Für Produkte, die Nachhaltigkeitsinvestments als Ziel haben, muss angegeben werden, wie diese Ziele erreicht bzw. gemessen werden.

Das Reporting sieht eine Betrachtung der gesamten Wertschöpfungskette vor, sowohl bei Unternehmensbeteiligungen als auch anderen langfristigen Assets, wie bspw. Immobilien. Die Veröffentlichung bzw. Bereitstellung der Informationen erfolgt über die Website eines Unternehmens bzw. vor Vertragsabschluss dem Kunden gegenüber.

Bei der EU-Taxonomie handelt es sich um ein Klassifizierungssystem, das eine Liste ökologisch nachhaltiger Wirtschaftstätigkeiten bereitstellt. Sie liefert Unternehmen, Investoren und politischen Entscheidungsträgern geeignete Dimensionen dafür, welche Tätigkeiten bzw. Investitionen ökologisch nachhaltig sind.

Dadurch steigt die Sicherheit für Investoren und der Schutz von Anlegern vor Greenwashing. Um als nachhaltig zu gelten, müssen Investments beispielsweise das Ziel haben, den Klimawandel abschwächen, die Kreislaufwirtschaft zu stärken oder Emissionen vermeiden.

Bei einem Reporting nach der Corporate Sustainable Reporting Directive (CSRD) oder der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) ist die Taxonomie für die Bewertung der ökologischen Aspekte einzusetzen. Darüber hinaus kann sie auch von Unternehmen, die keiner Berichtserstattung unterliegen für die Bewertung von Investitionen verwendet werden.

Kann ESG den Unternehmenserfolg verbessern?

JA.

Mit der richtigen Strategie beim Klimaschutz.

Haben Unternehmen Handlungsmöglichkeiten, um das Thema ESG vorteilhaft zu gestalten?

Reza Adili: Für Unternehmen stellt sich definitiv die Frage, welche Strategie im Bereich ESG passend ist. Grundsätzlich können zwei grundsätzliche verschiedene strategische Ansätze zum Umgang mit dem Thema Nachhaltigkeit unterschieden werden: zum einen die Strategie des minimalen Aufwands und das reine Einhalten der gesetzlichen Vorgaben zum ESG-Reporting, zum anderen eine Vorreiterrolle im Bereich der Nachhaltigkeit.

Die Festlegung der richtigen Strategie hängt dabei nicht nur von der Branche, sondern auch von der individuellen Zielsetzung ab. Aufgrund einer möglichen Verschiebung von Investitionen hin zu mehr Nachhaltigkeit ist es jedoch entscheidend, in der Strategiefindung verschiedene zur Verfügung stehende Optionen detailliert zu betrachten.

Bei dem Thema Umwelt als wichtigster Schritt im Bereich ESG beraten beispielsweise Experten von der Bosch Climate Solutions GmbH und entwickeln eine ganzheitliche Klimastrategie. Mit unseren Teams setzen wir die Strategie im Kundenauftrag auch um und übernehmen beispielsweise die Modernisierung der Energietechnik.

Ist es möglich, das ESG-Reporting zu vereinfachen?

JA.

Durch ganzheitliche Erfassung aller Rohdaten.

Gibt es konkrete Software-Lösungen, wie Bosch seine Kunden im Bereich ESG-Reporting unterstützt?

Reza Adili: Besitzt ein Unternehmen eine Vielzahl von Assets, wie bspw. Immobilien, kann die Datenerfassung für die Erfüllung der Transparenzvorschriften im Bereich ESG durch passende technische Lösungen unterstützt werden.

Ein Ansatz für eine Erleichterung des ESG-Reportings kann es daher sein, zunächst klare und geeignete ESG-Metriken aufzubauen, ein einheitliches Datenmodell für das ESG-Reporting zu definieren und Daten aus verschiedenen Systemen einheitlich zu transformieren. Für das Management entsteht so ein klarer Drilldown von KPIs auf einzelne Kennzahlen, um den ESG-Einfluss einzelner Assets bewerten zu können und diese vergleichbar zu machen.

Ein wichtiger Aspekt spielt dabei die Digitalisierung von Bestandsgebäuden hin zu Smart Buildings. So können Rohdaten zum Beispiel mit modernem Energiemanagement und aus der Gebäudeautomation erfasst und mit modernen digitalen Services, Ontologien und einem digitalen Zwilling semantisch zugeordnet werden, bevor sie harmonisiert in spezialisierte Softwarelösungen übernommen werden.

Der Interviewpartner:

Reza Adili hat zum Thema Lüftungseffektivität von Wohnungslüftungsanlagen und ihr Potential zur Energieeinsparung promoviert. Er verfügt über viel Erfahrung in der Leitung von Energieeffizienz- und Nachhaltigkeitsprojekten sowie über tiefgreifende Expertise bei der Analyse energetischer Zustände und CO₂-Emissionen sowie der Erarbeitung von Nachhaltigkeitskonzepten.

Bosch Mitarbeiter Reza Adili hält einen Bilderrahmen

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Unsere Tochtergesellschaft Bosch Climate Solutions GmbH berät Sie ganzheitlich zum Thema Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsstrategie inkl. ESG-Kriterien und Reporting.

Unser Team für digitale Services steht Ihnen zudem gerne zu allen Fragen rund um Datenintegration und -harmonisierung mit Ontologien und semantischen Modellen bereit.