„Elektroakustik-Projekte begeistern mich, weil ich direkt das Ergebnis meiner Arbeit höre“
In Hunderten Kundenprojekten zur Beschallung und Sprachalarmierung helfen David Ziegler Berufserfahrung und die Liebe zur Akustik – und dass er weiß, wie schlechter Sound jedes noch so tolle Konzert kaputt machen kann.
Jedes Beschallungs- und Sprachalarmierungskonzept ist ein Unikat
Das Leben zieht gerne eine weite Schleife, um irgendwann an seinen Anfangspunkt zurückzukehren. Auch im Berufsleben gibt es diese Schleifen. Als David Ziegler ein Kind war, spielte er oft zwischen Kabeln, Verstärkern, Lötkolben, Gitarren, Lautsprecherboxen und Schaltplänen. Heute hantiert er wieder mit Schaltplänen oder Boxen und hat in gewisser Weise sein Hobby aus Kinder- und Jugendzeiten zum Beruf gemacht: Als Portfoliomanager Life Safety bei Bosch Energy and Building Solutions in Grasbrunn ist er vor allem als Experte für Elektroakustik gefragt und kombiniert Beschallungs- und Sprachalarmierungstechnologien, um noch bessere Sicherheitslösungen zu kreieren. Lösungen, die dank Digitalisierung beides auf höchstem Standard liefern.
Leidenschaft für das Hobby trifft auf Leidenschaft für den Beruf
„Meist beschäftige ich mich mit Projekten, bei denen wir ein Beschallungs- und Sprachalarmierungskonzept entwickeln, das es so noch nie gegeben hat", erklärt David Ziegler. Für ihn sind die meisten Großprojekte wie Flughäfen, Rechenzentren, Kraftwerke oder Sportarenen ein weißes Blatt Papier, auf das er ein Konzept zeichnet. Denn jedes Gebäude ist ein Unikat und damit auch das Akustikkonzept für die Sicherheitslösung. „Es kommt immer auf die bauphysikalischen Gegebenheiten an. Die Kunst liegt darin, dass zum Beispiel harte Flächen nicht zu sehr „angeregt“ werden. Der Schall trifft auf eine Wand und wird reflektiert, trifft wieder auf eine Wand und wird wieder reflektiert. Je öfter dies geschieht, desto diffuser wird der Klang und desto schlechter wird die Verständlichkeit. Wie beim Kölner Dom, der eine Nachhallzeit von fünf bis sechs Sekunden hat." Wenn man David Ziegler zuhört, bekommt man Lust, tiefer in die Materie einzutauchen. Er schafft es, Schallwellen, Schalldruck, Raumakustik oder den Sprachübertragungsindex STI mit Worten zu visualisieren. Der STI steht dafür, wie verständlich beispielsweise Lautsprecherdurchsagen bei den Zuschauern ankommen.
Dieses Talent mag daher stammen, dass er sich schon seit seiner Kindheit damit beschäftigt. Der Vater war Elektromechanikermeister mit dem Schwerpunkt Musikelektronik und baute dabei Lautsprecher, fertigte Leistungsverstärker oder reparierte komplexe Beschallungssysteme. David Zieglers Brüder haben sich ebenfalls für Berufe mit Audio-Nähe entschieden. Inspiriert vom Vater, machte David Ziegler später eine Ausbildung zum Elektroinstallateur, nebenbei mischte er bei Bands und Veranstaltungen die Musik ab. Bei der Bundeswehr beschäftigte er sich in der Fernmeldeeinheit ebenfalls mit Funk- und Kommunikationstechnik, jobbte parallel zum Studium als Elektrotechniker und wurde schließlich Systemspezialist für Löschanlagen zum Beispiel in Serverräumen oder Rechenzentren. Seit 2005 ist David Ziegler bei Bosch – und kehrte damit zur Elektroakustik zurück. Zunächst als Werkstattleiter, dann als Systemberater und Vertriebsexperte für professionelle Beschallung, Elektroakustische Anlagen (ELA) zur Notfall-Alarmierung, Evakuierungs- oder Sprachalarmsysteme.
Kreative Sicherheitslösungen für Kunden unterschiedlicher Branchen
„Bosch ist ein Technologieunternehmen, bei dem sich jeder, der technikaffin ist, gut aufgehoben fühlen kann”, sagt David Ziegler und meint damit nicht nur seine Sparte. „Wir haben viele Technologien und damit interessante Bereiche, die am Markt oder im Wettbewerb einzigartig sind. Wer Lust auf Innovation hat, kann sich deshalb mit Bosch gut identifizieren.” David Ziegler schätzt den Austausch unter den Fachkollegen, das internationale Netzwerk sowie die Verzahnung der verschiedenen Bereiche miteinander. „Bei unserer Arbeit gibt es keine Lösungen von der Stange, denn jedes Projekt ist einzigartig und auch die Bedürfnisse der Kunden sind sehr unterschiedlich. Da muss man zuhören und sich etwas Spezielles einfallen lassen. Bosch Energy and Building Solutions bietet mir und meinem Team hier Freiheiten, die nicht selbstverständlich sind. Wer Ideen hat, kann sie ausprobieren – und wenn sie funktionieren, bringen sie uns weiter. Das wiederum zahlt auf das Unternehmen ein, denn diese Ideen sind wichtig, um Innovationstreiber zu bleiben.”
David Ziegler arbeitet Konzepte aus und unterstützt die Planungen für verschiedenste Projekte. In ganz Deutschland tragen viele Anlagen die Handschrift von ihm und seinen Kollegen. Darunter sind Flughäfen, Autobahntunnel, Schulen, Foyers, Hotels und Sportarenen, in denen es nicht nur um eine angenehme Beschallung, sondern vor allem um die Sicherheit der Besucher geht, die in einem Notfall gewarnt werden müssen. Bei der Planung zeigt sich die Praxiserfahrung. „Ich kann mir am Schreibtisch vorstellen, wie das, was auf den Plänen abgebildet ist, in der Praxis aussieht und wie es funktioniert. Denn bei vielen Projekten ist die Grundlage der Gebäudeplan und eine Auswahl technischer Lösungen, die in Frage kommen. Für das Konzept der Beschallungs- und Sprachalarmierung stütze ich mich auf meine Kenntnis der einzelnen Komponenten oder auf Datenblätter und kombiniere dies zu einer sinnvollen und technisch machbaren Lösung.” Was eher spielerisch klingt, ist eine Kombination aus Expertise, Teamarbeit, Messebesuchen, Tests und vielen Gesprächen mit Technikern und Entwicklern. „Ich weiß, wo die Grenzen von Lösungen liegen. Diese Grenzen muss man ausloten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Da gilt es zu tüfteln, um zur optimalen Lösung zu kommen.” Also, welche Komponenten es innerhalb eines Gebäudes braucht oder wo Lautsprecher hängen sollten. „Ich stimme mich eng mit der Business Unit ab, die für die Herstellung der Produkte zuständig ist. Wir reden viel miteinander, was technisch möglich ist und was noch entwickelt werden kann. Das Gute ist, dass ich oft in die Entwicklung involviert bin und einbringen kann, was in der Praxis wichtig wäre.”
Der Schlüssel zum Erfolg: Simulation am 3D-Modell
Seine detaillierten Vorgaben gibt David Ziegler weiter und diese werden anschließend in die Gebäudepläne integriert. Über ein Simulations-Programm wird visualisiert, wie sich die Akustik im Raum darstellt. Im 3D-Modell lassen sich Raumparameter wie die Bestuhlung, Wände, Materialien wie Beton oder Glas oder die Aufhängung der Boxen und ihre Winkel simulieren. „An dem Modell sieht man die Lautsprecher und die Richtungspfeile, in die sie strahlen. Sie lassen sich im CAD-Modell mit verschiedenen Frequenzen füttern, um die Ergebnisse optimal beurteilen zu können. Damit es überall gleich gut klingt, muss zuerst einmal der Schalldruck überall gleichmäßig sein”, erklärt David Ziegler. Denn ein Kriterium für die Abnahme von Beschallungs- und Sprachalarmierungsanlagen ist die Sprachverständlichkeit, die über den STI-Index angegeben wird. „Wenn man eine Anlage baut und nicht richtig simuliert, läuft man Gefahr, dass man den Index nicht erreicht”, erklärt der Akustik-Experte, weshalb die Simulation eine so wichtige Rolle spielt.
Denn, egal ob Flughafen Terminal, Bahnhof, Sportpalast, Schulaula oder Konferenzraum, wenn die Audio-Qualität nicht stimmt, kann es gefährlich werden. Denn nur wenn Durchsagen überall gut zu hören sind, funktionieren Notfallmaßnahmen wie Rettung oder Evakuierung. Deshalb ist auch für David Ziegler ein Sprachalarmierungssystem dann erst perfekt, wenn es sicher und zuverlässig funktioniert.
Am Ende eines Projekts freut sich David Ziegler immer auf den Moment, wenn er noch einmal Musik über die Anlage spielen lassen kann. „Man kennt es doch von Konzerten. Wenn der Tontechniker am Mischpult schlecht abgemischt hat, ist das ganze Konzert ruiniert.” Deshalb wird die Anlage beim Testlauf richtig aufgedreht, damit die Schallwellen fast sichtbar werden. „Elektroakustik ist ein schönes Thema, weil man hört, was man da macht.”