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Bosch Energy and Building Solutions Deutschland
Klimastrategie für CEMO

„Mein Rat an andere Unternehmer: Gebt dem Thema eine hohe Priorität“

Margarete Gödel, Gesellschafterin der CEMO GmbH, auf dem Firmengelände in Weinheim

Ein Schritt nach dem anderen: Mit Unterstützung von Bosch Climate Solutions hat sich das traditionsreiche Familienunternehmen CEMO auf den Weg gemacht, künftig nachhaltig zu produzieren und überschüssige Emissionen auszugleichen. Gesellschafterin Margarete Gödel gibt einen persönlichen Einblick, wo die Herausforderungen lagen und weshalb sie den Schritt immer wieder machen würde.

Frau Gödel, Sie haben gemeinsam mit Bosch Climate Solutions einen Nachhaltigkeitsbericht für CEMO erstellt. Was war Ihr Antrieb?

Margarete Gödel: Die Regularien allein waren es nicht. Vielmehr spielt Nachhaltigkeit in unserem Unternehmen seit jeher eine Rolle. Mein Vater hat die Firma 1960 gegründet und Behälter entwickelt, die gewissermaßen enkelfähig sind. Sie sind auch nach 60 Jahren dicht und können repariert werden. Aber sie bestehen aus Glasfaserkunststoff, der leider nicht recycelt werden kann. Das ist ein großes Manko. Deshalb haben wir bereits vor 30 Jahren begonnen, Produkte zu entwickeln, die ohne dieses Material auskommen. Sie machen mittlerweile den Großteil unseres Umsatzes aus. Folglich ist es für uns nur konsequent, unsere Prozesse anzusehen und eine Klimastrategie zu entwickeln.

 

Dafür haben Sie sich von Bosch Climate Solutions beraten lassen.

Margarete Gödel: Wir haben uns mehrere Beratungsfirmen angesehen und uns für Bosch Climate Solutions entschieden. Den Ausschlag gab neben der Expertise, dass es sich um ein junges, sehr motiviertes, engagiertes interdisziplinäres Team handelt. Bei diesem Projekt muss man auch alte Zöpfe abschneiden und neue Wege gehen. Was mir enorm geholfen hat: Ich habe mir Referenzkunden geben lassen und mit ihnen über ihre Erfahrungen gesprochen.

 

In der Vergangenheit haben Sie bereits Maßnahmen getroffen, um nachhaltiger zu produzieren. Warum ist jetzt noch ein Nachhaltigkeitsbericht nötig?

Margarete Gödel: Ehrlich gesagt haben wir erst durch die Zusammenarbeit mit Bosch Climate Solutions gemerkt, dass wir in der Vergangenheit Dinge gemacht haben, auf die wir stolz sein können. Über die wir ruhig hätten mehr sprechen können. In unserem Gesellschafter- und Familienkreis ist Verantwortung ein wichtiges Thema. Viele meiner Nichten und Neffen haben Nachhaltigkeitsthemen im Studium oder bei ihrer Arbeit als Schwerpunkt. Vielleicht hielten wir deshalb unsere Maßnahmen bislang für eine Selbstverständlichkeit. Die Beschäftigung mit der Klimastrategie hat uns gezeigt, dass man Engagement nach außen sichtbar machen sollte. Nach dem Motto: Tue Gutes und sprich darüber.

 

Wie ist die Idee zur Klima- und Nachhaltigkeitsstrategie entstanden?

Margarete Gödel: Die Idee kommt aus dem vorhin erwähnten Gesellschafterkreis, der Anforderungen an CEMO stellt. Ich selbst nehme eine Doppelrolle ein, bin zum einen Gesellschafterin und zum anderen operativ tätig. Alle waren motiviert und haben zunächst auf eigene Faust recherchiert. Schnell war allen klar, dass wir das nicht alleine schaffen. Denn wir hatten ja keinen Nachhaltigkeitsbeauftragten im Haus.

Das leitende Management muss dahinterstehen – erst so kommt das Thema Klimaneutralität* wirklich auf die Agenda.

Womit hatten Sie zu kämpfen?

Margarete Gödel: Die offensichtliche Herausforderung ist, sich in die Anforderungen und die Fachbegriffe, Abkürzungen einzuarbeiten. Davon ist vieles in Englisch. Wie hängt was zusammen und wie erstellt man einen Nachhaltigkeitsbericht nach GRI Maßstab? Anfangs war uns nicht klar, was GRI überhaupt ist.

 

Wie wichtig war es, dass Sie sich der Aufgabe angenommen haben?

Margarete Gödel: Sehr. Ich halte es für zentral, dass das Thema von jemandem aus der Unternehmensführung getragen wird. Das leitende Management muss dahinterstehen, das macht den Unterschied. Erst so kommt das Thema Klimaneutralität* wirklich auf die Agenda. Denn am Ende des Tages geht es auch darum, Kapazitäten und Geld in die Hand zu nehmen.

 

Wie sahen Ihre ersten Schritte aus?

Margarete Gödel: Man fragt sich: Welche Regularien spielen hinein? Wie groß ist der Aufwand? Wie hoch sind die Investitionen? Wie viel Geld können wir auf lange Sicht einsparen? Gleichzeitig fragt man sich, welche Auswirkungen Entscheidungen auf das Unternehmen selbst, aber auch auf Partner und Lieferketten haben. Obwohl wir keine konkrete Vorstellung davon hatten, wie wir systematisch vorgehen wollen, wurde 2022 das Thema Klimaneutralität* in unserem Strategieplan verankert. Mit Terminplan, Budget, Zielen.

 

Das Ziel war also da, nur der Weg war unklar?

Margarete Gödel: Genau. Bald darauf haben wir das Beratungsprojekt mit Bosch Climate Solutions gestartet und gemeinsam Konzept, Strategie und Fahrplan erarbeitet sowie grundlegende Themen für die Bilanzierung in den unterschiedlichen Scopes entwickelt. Bei den Scopes 1 und 2 sieht man sich die Emissionen und Reduktionsmöglichkeiten des Unternehmens an, bei Scope 3 geht es um Emissionen aus der vorgelagerten und nachgelagerten Lieferkette und deren mögliche Reduktionspotentiale. Klimaneutralität* ist ein Prozess.

Margarete Gödel, Gesellschafterin der CEMO GmbH, im Gespräch

Wie lange dauert das Ganze und was würden Sie anderen Unternehmen raten?

Margarete Gödel: Vom Kick-off bis zum Konzept waren es fünf Monate. Mein Rat an andere Unternehmer: Gebt dem Thema eine hohe Priorität. Und gebt den Mitarbeitern, die das Projekt begleiten, entsprechende Kapazitäten. Ich selbst habe etwa 40 Prozent meiner Arbeitszeit dafür geblockt. Dafür haben wir einige meiner Aufgaben intern umgeschichtet.

 

Wie lief die Zusammenarbeit mit Bosch Climate Solutions ab?

Margarete Gödel: Wir haben eine gesamtheitliche Klimastrategie über alle drei Scopes hinweg erarbeitet. So ist der Nachhaltigkeitsbericht fundiert auf Zahlen aufgebaut und hat viel Substanz. Man bekommt etwas Konkretes an die Hand, wie man weiter vorgehen kann und Dinge umsetzen kann. Das liegt jetzt an uns.

 

Wie lief die Zusammenarbeit in der Praxis ab?

Margarete Gödel: Wir haben hybrid zusammengearbeitet. Es gab einen wöchentlichen virtuellen Jour-fixe und dringende Fragen haben wir schnell und unkompliziert übers Telefon geklärt. Zu Meilenstein- oder Kick-Off-Präsentationen kam Bosch Climate Solutions zu uns nach Weinstadt. Das fand ich positiv, denn so lernte das Team uns, unsere Geschichte, aber auch unsere Werte schnell und intensiv kennen. Und wir haben besser verstanden, wie die Scopes aufeinander aufbauen. Das war eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe.

 

Wie aufwändig war es, die nötigen Daten bereitzustellen?

Margarete Gödel: Die Daten für Scope 1 und 2 liegen bei den Unternehmen eigentlich alle vor, sie müssen nur zusammengetragen werden. Die übersichtlichen Steckbriefe und Tabellen, die uns Bosch Climate Solutions zur Verfügung gestellt hat, mussten wir nur ausfüllen. Dadurch war der Aufwand für den Einzelnen überschaubar. Außerdem konnten wir so auch unsere Tochtergesellschaften in Frankreich und Norddeutschland problemlos mit einbeziehen. Scope 3 ist eine größere Herausforderung.

 

Inwiefern?

Margarete Gödel: Bei Scope 3 müssen alle mitmachen. Hier sind viele externe Partner, Lieferanten und weitere Faktoren wie z.B. das Pendlerverhalten der Mitarbeiter, die dazukommen und das ganze komplexer machen. Es geht vorwiegend um Emissionen, die durch die vor- und nachgelagerten Geschäftsaktivitäten entstehen. Das ist durchaus fordernd. Hilfreich war, dass Bosch Climate Solutions im Vorfeld Workshops mit den verschiedenen Fachbereichen wie Logistik, Vertrieb und Produktmanagement durchgeführt hat. Beim Produktmanagement ging es beispielsweise darum, was getan werden kann, um gewisse Ausgangsmaterialien auszutauschen oder um Gewichte zu reduzieren. Unser Hauptprodukt sind stationäre und mobile Tankstellen. Wenn wir eine mobile Tankstelle verkaufen, können wir die Emissionen, die später beim Transport anfallen, nur dadurch beeinflussen, dass die Tanks leichter werden.

Unser Ziel ist es, bis 2030 mehr oder weniger klimaneutral* zu sein.

Welche Rolle spielt die Wesentlichkeitsanalyse?

Margarete Gödel: Die Wesentlichkeitsanalyse und die Befragung der wichtigsten Stakeholder bilden die Basis, um herauszufinden, was die wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen sind, auf die wir uns als Unternehmen stürzen sollten und über die wir berichten können. Dafür wurden unsere Mitarbeiter und unsere Partner, also Kunden, Lieferanten, Banken oder Steuerberater, interviewt. Das alles läuft im GRI-Kontext, also für die Nachhaltigkeitsberichterstattung nach der Global Reporting Initiative.

  • CEMO GmbH, Firmengelände in Weinheim, Luftbild
  • CEMO GmbH, Firmengelände in Weinheim, Innenansicht

Sie haben für Scope 1 und 2 und 3 jeweils eine Roadmap erstellt. Was für konkrete Ziele haben Sie erarbeitet?

Margarete Gödel: Dass wir bis 2030 mehr oder weniger klimaneutral* sein wollen. Wir wollen unsere Emissionen so weit es geht vermeiden und das, was übrig bleibt, ausgleichen. Das Ziel haben wir fixiert. Wissen Sie, wenn man anhand der Roadmaps sieht, welche Effekte erzielt werden können, sobald man an gewissen Stellschrauben dreht, dann wird Netto-Null greifbarer. Außerdem streben wir eine Zertifizierung nach ISO 50001 an, also für Energiemanagement. Das ist eng verbunden mit dem Greenhouse-Gas-Protocol.

 

Ist Netto-Null oder net-zero für produzierende Unternehmen aus eigener Anstrengung überhaupt möglich?

Margarete Gödel: Das ist kaum möglich. Wir ergreifen alle Maßnahmen, die eine Reduktion bringen. Zum Beispiel installieren wir auf unseren neuen Hallen weitere PV-Anlagen, um Strom selbst zu erzeugen. Wir wollen bei der Energieversorgung stärker autark werden. Bei der Rotation brauchen wir sehr viel Gas. Wir haben deshalb zwei neue Rotationsmaschinen angeschafft, die mit Flüssiggas laufen, das teils ein Abfallprodukt aus anderen chemischen Prozessen ist. Natürlich bleibt eine gewisse Differenz. Die gleichen wir über ein Projekt zur Wiederaufforstung von Regenwald aus, hinter dem wir voll und ganz stehen. Unsere Mitarbeiter sehen das übrigens sehr positiv. Die Sinnhaftigkeit der Arbeit ist für Arbeitnehmer wichtig und auch darauf zahlt unser Engagement ein.

 

Was verändern Sie noch bei CEMO?

Margarete Gödel: Im Jahr 2022 lagen unsere Gesamtemissionen in Scope 1 und 2 bei 1,260 Tonnen. Durch einen Mix an Maßnahmen wollen wir bis 2030 in diesen Scopes die Klimaneutralität* erreichen. Unsere größten Hebel sind der Energieträgerwechsel beim Heizen und der Umstieg unserer Fahrzeugflotte auf E-Mobilität. Etwa ein Drittel der CO2-Emissionen werden wir zum aktuellen Stand durch Carbon-Credits kompensieren. D.h. wir engagieren uns in einem Projekt, bei dem CO2 wieder aus der Atmosphäre entnommen und dauerhaft gebunden wird.

 

Was macht Sie zuversichtlich?

Margarete Gödel: Unsere Klimastrategie basiert auf konkreten Daten. Bosch Climate Solutions hat uns anschaulich gezeigt, was wir in welchem Bereich erreichen können, damit wir 2030 quasi auf Null kommen. Wir haben einen Fahrplan, der für jedes Jahr bestimmte Aufgaben vorsieht. Im Jahr 2024 werden wir beispielsweise ein Energiemonitoring-Systems einführen, die Installation neuer PV-Anlagen habe ich erwähnt und ein Teil unserer Flotte wird auf E-Antrieb umgestellt werden. Die Roadmap zeigt uns die Hebel und deren Wirkung. Wir sehen, wie hoch die Investitionen sind und wie viel Geld wir durch die Maßnahmen einsparen.

 

Skeptiker führen gerne an, nachhaltiges Wirtschaften bringt finanziell keinen Profit.

Margarete Gödel: Das mag sein. Man kann sich auch darauf zurückziehen, dass man doch nur ein kleines Rädchen ist. Aber was ist, wenn jeder denkt, er kann nichts bewegen? Es ist ein gemeinschaftliches Thema. Am Ende des Tages lohnt es sich, Zeit und Geld in die Hand zu nehmen. Es zahlt sich finanziell aus, wenn sich der Energieverbrauch reduziert. Dem gegenüber stehen natürlich Investitionen. Meine Antwort auf Fragen, die nur auf Amortisation abzielen, lautet: Wir haben eine Verantwortung unserer Erde gegenüber und die gibt es nur einmal. Deshalb muss ich das tun, was in meiner Macht steht und was ich mir leisten kann. Und das tun wir.

 

*Von Klimaneutralität spricht man, wenn die Tätigkeit einer Organisation, die Herstellung eines Produkts oder die Erbringung einer Dienstleistung die Konzentration von schädlichen Treibhausgasen in der Atmosphäre nicht erhöht. Klimaneutralität erstreckt sich auf alle direkten und indirekten Emissionen (Scope 1 & 2) und alle Emissionen entlang der Lieferkette (Scope 3) eines Unternehmens / Produkts / Dienstleistung. Mit ihren weltweit mehr als 400 Standorten ist die Bosch-Gruppe seit 2020 insgesamt CO₂-neutral (Scope 1 & 2). Hierfür wurden im Jahr 2022 verbleibende Emissionen in Höhe von 0,7 Mio. Tonnen CO₂ durch Carbon Credits kompensiert. Scope 1, 2, 3 werden gemäß dem Greenhouse Gas Protocol Corporate Accounting and Reporting Standard verwendet. Dieses Verständnis von CO₂- Neutralität und Klimaneutralität gibt Bosch Climate Solutions auch an seine Kunden weiter.

Margarete Gödel, Gesellschafterin der CEMO GmbH, Halbfigur

Margarete Gödel leitet den strategischen Einkauf der CEMO GmbH. Sie ist eine Tochter von Erhard Mödinger, der das Unternehmen 1960 gegründet hat. Als Gesellschafterin achtet sie zudem darauf, dass die Unternehmensphilosophie eingehalten wird: „Lösungen von CEMO zielen darauf ab, die uns anvertrauten Werte für die Welt von morgen zu erhalten.”

Die CEMO-Gruppe ist ein europaweit führendes Unternehmen im Bereich professioneller Tank- und Behältersysteme. CEMO-Produkte werden in Industriebetrieben, Kommunen, Bau-Unternehmen und landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt. CEMO bietet Lösungen für das sichere Lagern von Gefahrstoffen zum Schutz von Mensch und Umwelt.

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