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Bosch Energy and Building Solutions Deutschland
Nachhaltigkeits- und Energiestrategie der HÄRTHA GROUP

„Partner wie Bosch Climate Solutions unterstützen, energieeffiziente Lösungen zu identifizieren und umzusetzen“

HÄRTHA Group, CEO Sven Killmer, neben Apfelbaum auf Firmengelände, Außenansicht

Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit können Hand in Hand gehen, wenn sie effektiv in die Strategie eines Unternehmens integriert werden. Das zeigt die Zusammenarbeit zwischen der HÄRTHA GROUP und Bosch Climate Solutions. Gemeinsam entwickelten sie eine Nachhaltigkeits- und Energiestrategie. Dies unterstützt das Bestreben des Unternehmens, seinen Energieverbrauch und seine CO₂-Emissionen zu reduzieren und die Mitarbeitenden aktiv einzubinden. Der CEO der HÄRTHA GROUP, Sven Killmer, erklärt im Interview, wie Klimaschutz in seinem Unternehmen zur Positionierung auf dem Markt beitragen kann.

Herr Killmer, von Ihnen stammt der Satz: „Nachhaltiges Handeln und Wirtschaftlichkeit schließen sich aus? Bei uns nicht!“ Können Sie das bitte erklären? Schließlich betreibt die HÄRTHA GROUP Wärmebehandlung und Beschichtung, beides sind energieintensive Prozesse.

Sven Killmer: Das Thema Energieeffizienz hat infolge der Energiekrise im Jahr 2022 eine noch viel stärkere Brisanz erhalten, als es ohnehin hat. Plötzlich kostete der Strom ein Vielfaches. Das warf alle unsere Kalkulationen über den Haufen und wir waren gezwungen zu handeln. Uns ging es darum, künftige Transformationsprozesse so zu gestalten, dass sie ein nachhaltiges unternehmerisches Handeln ermöglichen, das gleichzeitig profitabel ist.

Die Energiekrise 2022 traf energieintensive Unternehmen besonders hart. Was bedeutete das für Ihr Unternehmen?

Sven Killmer: Es gibt zwei grundsätzliche Strategien. Entweder man bleibt wie ein Kaninchen vor der Schlange sitzen, ist also gelähmt vor Angst und hofft auf bessere Zeiten oder man kommt ins Tun. Unser Weg war, eine Vorwärtsstrategie zu entwickeln. Wir überlegten uns, wie wir die gegenwärtige Situation in eine Chance verwandeln können. Die Höhe des Energieverbrauches hat einen wesentlichen Einfluss auf die wirtschaftlichen Ergebnisse der HÄRTHA GROUP. Wir brauchten also eine zukunftsfähige Energiestrategie.

Wie gelang es Ihnen, die schwierige Situation als Chance zu sehen?

Sven Killmer: Mich inspirierte ein Satz aus Studienzeiten. Dieser besagt, dass in einer sich permanent verändernden Welt der einzige Wettbewerbsvorteil, den ein Unternehmen dauerhaft aufbauen kann, die Geschwindigkeit ist, mit der es sich verändert. Diesen Gedanken habe ich aufgegriffen. So zu denken ist ein Prozess, das dauert ein bisschen. Und dann braucht man einen Partner wie Bosch Climate Solutions an seiner Seite, die Unternehmen bei der Umsetzung von Strategien unterstützen, die die Energieeffizienz verbessern und zu den Nachhaltigkeitszielen beitragen. Ich habe beim Gipfeltreffen der Weltmarktführer in Schwäbisch Hall einen Vortrag von Lisa Reehten, der Geschäftsführerin von Bosch Climate Solutions, gehört und so kamen wir ins Gespräch.

HÄRTHA Group, Firmengelände, Außenansicht mit Bienenstöcken
Save the bees: In einer Obstplantage auf dem Werksgelände in Aldenhoven hat die HÄRTHA GROUP für 300 000 Bienen ein Zuhause geschaffen und erzeugt hier auch Honig
HÄRTHA Group, CEO Sven Killmer, Portrait

Aus der Ferne lässt sich nicht beurteilen, wo Energie eingespart werden kann. Deshalb besuchte Bosch Climate Solutions alle unsere Standorte. Das Ergebnis ist besser, wenn die Mitarbeitenden eingebunden sind und eigene Vorschläge machen können.

Sven Killmer, CEO, HÄRTHA GROUP

Weshalb ist es wichtig, mit einem externen Partner zu arbeiten?

Sven Killmer: Eine Nachhaltigkeits- und Energiestrategie zaubert man nicht einfach aus dem Hut, sondern sie ist mit sehr viel Aufwand an Zeit, Ressourcen und Geld verbunden. Das muss ein Unternehmen wirklich wollen. Unser CFO Timo Röskes und ich haben deshalb viel mit unserem Führungsteam gesprochen. Bei der Suche nach Lösungsansätzen haben wir uns dann mit Experten, Energieberatern und Wirtschaftsprüfern getroffen und ausgetauscht. Erst danach haben wir Bosch Climate Solutions kennengelernt und uns dann direkt für die Zusammenarbeit mit den erfahrenen Consultants entschieden.

Woran haben Sie gemerkt, dass Bosch Climate Solutions der richtige Partner ist?

Sven Killmer: Um aus einer Misere einen Wettbewerbsvorteil zu entwickeln, muss man schnell und konsequent handeln. Für mich war deshalb wichtig, dass das Beratungsteam von Bosch Climate Solutions nicht nur die Theorie verinnerlicht hat, sondern aus der Praxis kommt. Es hat bereits eine Reihe von Projekten erfolgreich umgesetzt, auch an Bosch-Standorten. Das war uns wichtig, denn der Teufel steckt im Detail, man muss genau wissen, wo man ansetzen kann. Außerdem war bei den ersten Treffen die Dynamik des Teams zu spüren, die Chemie zwischen uns hat einfach gestimmt.

Wie sah die Zusammenarbeit aus?

Sven Killmer: Bosch Climate Solutions priorisierte bei uns das Thema Steigerung der Energieeffizienz. Wir haben bereits vorher Schritte unternommen, um die Nachhaltigkeit unserer Energieversorgung zu verbessern. Beispielsweise die Installation von Photovoltaikanlagen an ausgewählten Standorten, den Abschluss eines langfristigen Stromliefervertrags und die Verpflichtung, einen Teil unseres Stroms aus Windenergie zu beziehen. Bosch Climate Solutions leistete beratende Unterstützung bei unserer CDP-Bewertung, einem international anerkannten Rahmenwerk für die Offenlegung von Nachhaltigkeitsdaten, und bei der Validierung unserer Emissionsreduktionsziele durch die Science Based Targets Initiative (SBTi). Diese Anerkennungen können die Transparenz erhöhen, was sich positiv auf den Ruf des Unternehmens und das Vertrauen der Anleger auswirken kann.

Warum brauchten Sie beim Thema Energieeffizienz einen Partner?

Sven Killmer: Der Aufbau der erneuerbaren Energien lässt sich vom Headquarter aus zentralisiert organisieren. Aus der Ferne lässt sich aber nicht beurteilen, wo Ressourcen möglicherweise verschwendet werden. 2023 haben wir deshalb zusammen mit Bosch Climate Solutions an allen unseren Standorten Workshops durchgeführt. Wir wollten erklären, wie wichtig es ist, den Energieverbrauch zu senken, um den CO₂-Ausstoß zu verringern, und die Mitarbeitenden ermutigen, sich an Energieeinsparmaßnahmen zu beteiligen. Unser Ziel ist es, das Bewusstsein für Energieeinsparmöglichkeiten in der gesamten Organisation zu stärken.

Entscheidend ist, nicht in Problemen, sondern in Chancen zu denken. Zum Beispiel, wie sich das Thema Nachhaltigkeit nutzen lässt, um unsere Unternehmensgruppe dauerhaft gut zu positionieren.

Sven Killmer, CEO, HÄRTHA GROUP
  • HÄRTHA Group: Mitarbeitende und Team von Bosch Climate Solutions, Gruppenfoto im Rahmen eines Workshops
    Bei den Workshops, die die HÄRTHA GROUP 2023 mit Bosch Climate Solutions an allen Standorten durchgeführt hat, wurde erklärt, warum es wichtig ist, den Energieverbrauch zu senken, um den CO₂-Ausstoß zu verringern. Zudem wurden die Mitarbeitenden ermutigt, sich an Energieeinsparmaßnahmen zu beteiligen
  • HÄRTHA Group: Mitarbeitende und Team von Bosch Climate Solutions, Gruppenfoto im Rahmen eines Workshops

Sie wollten also nicht über die Köpfe der Mitarbeitenden hinweg agieren?

Sven Killmer: Wenn man so einen Transformationsprozess anstößt, muss auch dafür gesorgt werden, dass jeder Mitarbeitende wahrnimmt, wie wichtig das Vorhaben für das Unternehmen ist. Als CEO brauche ich die Unterstützung der Teams an den Standorten. Wir integrieren die Grundsätze von Nachhaltigkeit in unsere Unternehmenskultur und Entscheidungsprozesse. Meine intrinsische Motivation ist es, zu einer gesünderen und nachhaltigeren Umwelt für künftige Generationen beizutragen, auch für meinen Sohn. Auch die meisten unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben Kinder oder Enkelkinder. Den meisten Menschen ist die Bedeutung des Klimaschutzes bewusst. Es besteht ein breiter Konsens darüber, dass wir unseren Planeten für künftige Generationen schützen müssen.

Welche Rolle spielt die Energieeffizienz für die HÄRTHA GROUP?

Sven Killmer: Eine sehr große. Wie gesagt hat die Höhe des Energieverbrauches einen wesentlichen Einfluss auf die wirtschaftlichen Ergebnisse der HÄRTHA GROUP. Die wirksame Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen kann durch die Verringerung des Energieverbrauchs zur ökologischen Nachhaltigkeit beitragen und je nach den spezifischen Bedingungen auch zu niedrigeren Betriebskosten führen. Im ersten Schritt muss man allerdings erst einmal wissen, wo die Effizienzpotenziale liegen. Deshalb war es uns wichtig, jemanden aus der Praxis zu haben, der zupackend ist, ins Unternehmen geht, der auch mal unter die Anlagen kriecht und mit den Mitarbeitenden vor Ort spricht. Und so hat das Team von Bosch Climate Solutions 2023 an allen Standorten die bereits erwähnten Workshops durchgeführt. Es hat sich zudem auch die Verbräuche angesehen und mit den Mitarbeitenden gesprochen, die aufgrund ihrer Erfahrung Ideen haben, wo sich Energie sparen lässt. Dabei kam eine lange Liste an Vorschlägen zusammen.

Wie haben Sie entschieden, welche Ideen umgesetzt werden sollen?

Sven Killmer: Wir haben die Ideen auf der Grundlage eines strukturierten Bewertungsprozesses anhand spezifischer ökologischer, ökonomischer und strategischer Entscheidungskriterien geprüft und eingestuft. Als Unternehmen kann man nicht jede Maßnahme umsetzen, sondern braucht Hebel mit echter Wirkung. Das Team von Bosch Climate Solutions hat uns bei den Entscheidungen durch Berechnungen und ihre Expertise geholfen.

HÄRTHA Group, Firmengelände Außenansicht

Das Unternehmen

Die HÄRTHA GROUP wurde 1990 gegründet. Die Gruppe mit Hauptsitz in Aldenhoven in Nordrhein-Westfalen zählt zu den führenden Dienstleistern für Metallveredelung durch Wärmebehandlungsverfahren und Beschichtungslösungen in Europa. Die Veredelungsprozesse sind wichtig für die Automobilindustrie, Windkraftanlagen sowie für die Luft- und Raumfahrt. HÄRTHA betreibt mit über 450 Mitarbeitenden zwölf Produktionsstandorte in Deutschland, Italien und den Niederlanden und setzt effiziente und modernste Anlagentechnik ein.

Wie sieht die Spannbreite der Energiesparmaßnahmen aus, die Sie umgesetzt haben?

Sven Killmer: Es gab einfache Aktionen wie Bewegungsmelder anzubringen, um das Licht zu regulieren. Zudem haben wir in der Produktion die Wasch- und Härtungsprozesse, die Wärmerückgewinnung und die Wärmeisolierung der Wärmeanlagen optimiert. Ein Kernthema ist die Optimierung der Brenntechnologien an den verschiedenen Ofenanlagen. Bosch Climate Solutions trug die technischen, wirtschaftlichen und ökologischen Kriterien zusammen, die für eine Beurteilung dieser Maßnahme wichtig sind. Daraufhin sahen wir: Das lohnt sich. In mehreren Projekten hat die Modernisierung der Brennertechnologie zu einer geschätzten Reduzierung des jährlichen Gasverbrauchs um bis zu 10 Prozent geführt, basierend auf internen Bewertungen der Energieleistung. Unter den derzeitigen Energiepreisbedingungen und Betriebsparametern beträgt die geschätzte Amortisationszeit für diese Investition etwa zwei Jahre.

Das klingt nach einer eindeutigen Angelegenheit. Dennoch zögern viele Unternehmen, sich eine Energieeffizienzstrategie zuzulegen…

Sven Killmer: Das hängt vielleicht damit zusammen, dass die Transformation beim Thema Energie am Anfang eine große Herausforderung ist. Man muss mit den Kunden, den Mitarbeitenden und anderen Stakeholdern darüber sprechen, wie der künftige Weg aussehen soll. Meine Erfahrung ist, dass der Austausch für alle Beteiligten wertvoll ist. Die Umsetzung dieser Veränderungen erfordern möglicherweise eine Anfangsinvestition, die die Preisstrukturen entlang der Lieferkette beeinflussen kann. Aber – und das wird manchmal vergessen – alle Unternehmen gehen im Bereich Energie durch eine Transformation. Das heißt, dass sie über kurz oder lang optimierte Lieferketten benötigen. Wer jetzt handelt, erfüllt schon heute diese Kundenforderungen und kann für sich Vorteile generieren. Deshalb ist es auch so wichtig, dass man sich als Unternehmen die Nachhaltigkeitsbemühungen zertifizieren lässt.

HÄRTHA Group, CEO Sven Killmer, Portrait
Für Sven Killmer ist die Schonung von Ressourcen Teil des Geschäftsmodells

Ihr Ansatz zielt also darauf ab, Nachhaltigkeit mit dem langfristigen Unternehmenswert in Einklang zu bringen?

Sven Killmer: Ich bin in meinem gesamten Berufsleben im Mittelstand tätig und zu meinem Selbstverständnis als Unternehmer gehört, Verantwortung zu übernehmen. Sei es für die Mitarbeitenden, um einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten oder für Klimaschutz. 2016 bestand die HÄRTHA GROUP aus vier Unternehmen, die relativ traditionelle Wärmebehandler waren. Heute sind wir eine moderne Industriegruppe mit zwölf Tochtergesellschaften. Wir haben auch früher schon Maßnahmen zur Wärmerückgewinnung oder zur Reduzierung des Energieverbrauchs getroffen. Die Dringlichkeit in diesem Bereich zu handeln, hat aber in den letzten Jahren zugenommen und daraufhin haben wir uns intensiv um unsere Energieversorgung gekümmert. Wenn man es genau betrachtet, ist die Schonung von Ressourcen schon immer ein Teil unseres Geschäftsmodells. Das wird oft vergessen, wenn man von „energieintensiven Unternehmen” hört. Unsere Arbeit schützt die Produkte vor Verschleiß, verlängert deren Lebensdauer. Wir machen mit unserer Dienstleistung Bauteile leichter und trotzdem widerstandsfähig und bringen so Zukunftstechnologien wie die E-Mobilität voran. Man kann sagen, Nachhaltigkeit ist bei der HÄRTHA GROUP nicht nur ein Teil der Unternehmensphilosophie, sondern steht im Zentrum aller Entscheidungen.

Was sind die wichtigsten Überlegungen für Unternehmer, die eine Strategie für Energieeffizienz und Nachhaltigkeit entwickeln möchten?

Sven Killmer: Suchen Sie sich einen erfahrenen Partner, etablieren Sie das Thema Nachhaltigkeit im Unternehmen und planen Sie dafür in der jährlichen Budgetplanung Geld ein. Der Einsatz zahlt sich aus! Unabhängig von unserem operativen Geschäft sehen wir das beispielsweise bei Finanzierungen oder bei Gesprächen mit Investoren. Nicht zu vergessen ist, dass unser Engagement in diesem Bereich einen sehr positiven Einfluss darauf hat, wie man auf unsere Unternehmensgruppe blickt.

Was sind Ihre weiteren Ziele?

Sven Killmer: Wir wollen durch Zertifizierungen zeigen, wie ernst wir es meinen. Wir haben uns wie gesagt der SBTI-Initiative angeschlossen und die HÄRTHA GROUP hat sich zur Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels des Pariser Klimaabkommens verpflichtet. Da sind wir den eigenen Vorgaben deutlich voraus. Das schlägt sich auch in unserem ersten Nachhaltigkeitsbericht nieder. Darin werden die Ergebnisse sichtbar, die wir mit der Unterstützung von Bosch Climate Solutions erarbeitet haben. Wir haben in vielerlei Hinsicht unsere Hausaufgaben gemacht und bereiten demnächst Anlagen für Wasserstoffverbrennung vor. Und wir warten auf Technologiesprünge, vor allem im Bereich Logistik. Wenn wir dann loslegen können, unsere Fahrzeugflotte entsprechend umzurüsten, haben wir mit Bosch Climate Solutions den richtigen Partner.